Die neuen Nachhaltigkeitsstandards des ISSB im Detail: IFRS S1 und IFRS S2

Wie überschneiden sich IFRS S1 und IFRS S2 mit den Jahresabschlüssen? 

IFRS S1 und S2 verlangen von den Unternehmen, dass sie neben den Finanzberichten auch nachhaltigkeitsbezogene Informationen in einem Berichtspaket bereitstellen.  

Daher ist es sinnvoll, dass sie auf denselben Konzepten beruhen, die auch den IFRS zugrunde liegen - mit demselben Ziel, eine universelle Sprache für die Offenlegung und eine globale Reichweite von über 140 Rechtsordnungen zu schaffen. Sie wurden auch so konzipiert, dass sie in Verbindung mit anderen Rechnungslegungsvorschriften verwendet werden können. 

Was sind die neuen ISSB-Standards IFRS S1 und IFRS S2? 

IFRS S1 legt die grundlegenden Anforderungen für die Offenlegung nachhaltigkeitsbezogener Finanzinformationen fest, von denen erwartet wird, dass sie sich auf die "Aussichten" des Unternehmens auswirken - einschließlich Cashflows, Zugang zu Finanzmitteln und Kapitalkosten auf kurze, mittlere und lange Sicht.  

IFRS S2 ist ein themenbezogener Standard. Er verlangt von einem Unternehmen Angaben über die Exposition des Unternehmens gegenüber klimaspezifischen Risiken und Chancen. Er soll zusammen mit IFRS S1 angewendet werden. 

Es ist erwähnenswert, dass sowohl S1 als auch S2 die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) aufgreifen. 

Welche Angaben müssen nach IFRS S1 und IFRS S2 gemacht werden? 

Sowohl S1 als auch S2 beinhalten ähnliche Offenlegungsanforderungen, wobei sich S1 auf die Nachhaltigkeit im Allgemeinen konzentriert und S2 auf klimaspezifische Informationen eingeht. Beide Standards umfassen die folgenden Offenlegungsthemen: 

Unternehmensführung: Angaben zu den Kontrollen und Prozessen, die zur Überwachung und Steuerung von Nachhaltigkeits- [S1] oder klimabezogenen [S2] Risiken und Chancen eingesetzt werden. 
 
Strategie: Offenlegung der Strategie, die Unternehmen anwenden, um Nachhaltigkeits- [S1] oder klimabezogene [S2] Risiken und Chancen anzugehen, die das Geschäftsmodell oder die Strategie kurz-, mittel- und langfristig beeinflussen könnten. 

Risikomanagement: Angaben zu den Prozessen, die das Unternehmen einsetzt, um Nachhaltigkeits- [S1] oder klimabezogene [S2] Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern. 

Metriken und Ziele: Offenlegung der Art und Weise, wie Unternehmen die Leistung in Bezug auf Nachhaltigkeits- [S1] oder klimabezogene [S2} Risiken und Chancen bewerten, steuern und überwachen, sowie des Fortschritts in Bezug auf die eigenen Ziele und alle gesetzlich oder regulatorisch vorgeschriebenen Ziele. 

Wann treten die neuen ISSB-Anforderungen in Kraft? 

Der 1. Januar 2024 ist der Stichtag für das Inkrafttreten von IFRS S1 und S2. Unternehmen müssen die neuen ESG-Anforderungen für jährliche Berichtszeiträume nach diesem Datum anwenden. 

Für Nachhaltigkeitsspezialisten: Unternehmen können die Standards vorzeitig anwenden. Wenn sie sich dafür entscheiden, muss das Unternehmen dies angeben und auch beide Standards gleichzeitig anwenden.  

Für Organisationen, die mehr Zeit benötigen, um sich auf S1 vorzubereiten: Es gibt die Möglichkeit einer Übergangsentlastung. Qualifizierte Unternehmen können die Option "Klima zuerst" in Anspruch nehmen, bei der sie nur im ersten Jahr der Anwendung von S1 und S2 Angaben zum Klima machen müssen. 

Für wen gelten die neuen ISSB-Standards?  

Obwohl jedes private oder öffentliche Unternehmen IFRS S1 und S2 anwenden kann, kann der ISSB ihre Anwendung nicht vorschreiben. Die Unternehmen können die Standards freiwillig anwenden oder die zuständigen Behörden können entscheiden, ob sie sie vorschreiben wollen oder nicht. 

Welche Anforderungen stellen die neuen ISSB-Anforderungen an Menschen, Prozesse, Daten und Technologien? 

IFRS S1 und S2 werden sich auf die Governance- und Datenmanagementpraktiken auswirken. Für einige Unternehmen wird es das erste Mal sein, dass sie Nachhaltigkeitsinformationen mit der Finanzberichterstattung verknüpfen müssen.  

Im Zuge der Einführung von S1 und S2 sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter, Prozesse, Daten und Technologien für das Nachhaltigkeits- und Leistungsmanagement neu bewerten. 

Prozesse: 

• Bewertung der Wesentlichkeit der Nachhaltigkeit, um zu verstehen, welche Kennzahlen wesentlich sind und daher gemessen und bewertet werden müssen 
• Bewertung interner Kontrollen, um Nachverfolgung, Konsistenz und ordnungsgemäße Dokumentationsprozesse für Audits sicherzustellen 

Menschen:  

• Schaffung eines Dialogs zwischen den Finanz-, Nachhaltigkeits- und Betriebsteams, um alle Ebenen der Nachhaltigkeitsleistung zu verstehen 
• Definition von Governance und Verantwortlichkeiten 

Daten: 

• Bestimmen Sie, welche Datenpunkte gesammelt werden müssen.  
• Erstellen und Analysieren von KPIs  
• Verbindung von Finanz-, Nachhaltigkeits- und Betriebsdatenquellen an einem zentralen Ort 

Technologie: 

• Bewerten Sie Ihre aktuelle Berichtsinfrastruktur 
• Integrieren Sie Datenquellen in eine einzige Plattform, um die tatsächliche Wesentlichkeit zu bestimmen 

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