Recht & Verwaltung09 Oktober, 2025

KI-Vorreiter im Rechtsmarkt: So treibt Legisway die Innovation voran

Künstliche Intelligenz befindet sich auf dem Weg von der frühen Experimentierphase zur praktischen Anwendung und der Rechtsmarkt vollzieht damit einen tiefgreifenden Wandel. Grégoire Miot, Product Management Director von Legisway bei Wolters Kluwer Legal Software, erkundet die wichtigsten Trends im Bereich juristischer KI, von der Automatisierung von Routineaufgaben bis hin zur datengesteuerten Entscheidungsfindung. Im Experteninterview erklärt er, wie die Software-Lösung Legisway an der Spitze dieser Entwicklung steht und Rechtsabteilungen ihren Fokus zu verlagern – von zeitaufwändigen manuellen Tätigkeiten auf hochwertige strategische Arbeit. So wird die Zukunft der juristischen Arbeit maßgeblich verändert.

Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende entgegen. Was sind nun die wichtigsten Trends für Rechtsabteilungen und was können wir in Zukunft erwarten?

Grégoire Miot: Rechtsabteilungen sind dabei, von der Erprobung zur schrittweisen Einführung von KI überzugehen und dabei jeden Einsatz in messbaren Ergebnissen für das Unternehmen zu manifestieren. Sie vereinheitlichen End-to-End-Workflows, beschleunigen den Self-Service für das Unternehmen und verwandeln ihre Daten in ein operatives Asset, das Entscheidungen und nicht nur Tätigkeitsberichte unterstützt. Im Arbeitsalltag profitieren sie in kleinen, aber wirkungsvollen Schritten von generischen KI-Assistenten, die Aufgaben wie die Entwurfserstellung, die Sichtung von Anfragen und die Recherche unterstützen. Diese ersten Schritte tragen dazu bei, dass Rechtsabteilungen das Potenzial der Automatisierung ausloten können, ohne bestehende Prozesse zu beeinträchtigen. Auch das Management von externen Beratern wird zunehmend optimiert, wobei KI selektiv für die Rechnungsprüfung eingesetzt wird. Wachsende Bedeutung kommt dabei dem disziplinierten Scoping, Benchmarking und alternativen Anbietern zu. Für die Zukunft erwarten wir proaktive KI-Agenten, die Prozesse in den Bereichen Einkauf, Finanzen, Datenschutz und Sicherheit orchestrieren, eine bessere Interoperabilität, um die Rechtsabteilung in den Geschäftsfluss einzubinden und eine bessere Erklärbarkeit, die Vertrauen schafft. Zusätzlich werden wir sehen, dass mithilfe von KI Durchlaufzeiten reduziert, Risiken gemindert und Kosten eingespart werden.

Welche übergreifende Vision haben Sie für die Expert AI in Legisway?

Grégoire Miot: Unsere Vision: Wir wollen den juristischen Arbeitsbereich für Rechtsabteilungen grundlegend verändern. Wir erweitern Legisway nicht einfach nur um KI-Funktionen, sondern wir gestalten das gesamte Erlebnis neu, so dass es proaktiv, intelligent und auf Fachwissen basiert ist. Die Legisway-Suite lernt aus dem jeweiligen Unternehmenskontext, antizipiert den Bedarf und führt Benutzer:innen transparent und kontrolliert durch komplexe Arbeitsabläufe. Sicherheit und Datenschutz sind von Anfang an integriert. Jede KI-gestützte Aktion bleibt durch Zitate, Versionierung und vollständige Nachvollziehbarkeit von menschlicher Hand begleitet. Kurz gesagt, das Produkt entwickelt sich zu einem zuverlässigen Teammitglied, das die DNA der Rechtsabteilung verinnerlicht hat.

Welche Ziele verfolgen Sie in naher Zukunft mit KI?

Grégoire Miot: Kurzfristig liegt unser Fokus auf der Bereitstellung konkreter, hochwirksamer KI-Lösungen, die sich nahtlos in die täglichen Arbeitsabläufe unserer Kund:innen integrieren. Wir haben Expert AI bereits in Legisway integriert, das Rechtsabteilungen in Unternehmen bei der Analyse, Zusammenfassung, Reorganisation und Extraktion wichtiger Daten aus Dokumenten – wie Verträgen, Vorstandsprotokollen und internen Richtlinien unterstützt. Auf diese Weise können Unternehmensjurist:innen im Handumdrehen auf strukturierte Informationen wie Schlüsseldaten, Klauseln und Mitunterzeichnende zugreifen, ohne die Seiten händisch durchkämmen zu müssen. Es handelt sich um ein leistungsstarkes Tool, das geschäftliche Fragen beantwortet, Berichte erstellt und Rechtsakten übersichtlich aufbereitet. Darüber hinaus werden wir noch vor Ende 2025 unsere erste Lösung für das Redrafting und das Korrekturlesen von Verträgen einführen. Damit beschleunigen wir die Erstellung und Verhandlung von Verträgen durch die Neuformulierung von Klauseln, Alternativvorschläge und auf das Playbook abgestimmte Änderungen mit nachverfolgbaren Korrekturen. Insgesamt schaffen wir eine neue Arbeitsweise für unsere Kundschaft, bei der Expert AI nicht nur auf Anfragen antwortet, sondern juristische Arbeitsabläufe proaktiv mit kontextbezogener Intelligenz und domänenspezifischer Expertise unterstützt.

Inwiefern entspricht dies der Entwicklung der anwaltlichen Tätigkeit?

Grégoire Miot: Unsere Produkt-Roadmap ist so konzipiert, dass sie den Wandel auf dem Rechtsmarkt weg von der manuellen Prüfung hin zu einer stärker strategisch ausgerichteten Entscheidungsfindung widerspiegelt. Wir entwickeln die Funktionen unserer Experten-KI kontinuierlich weiter. Unser Ziel ist es, dass sie den ersten Durchlauf von repetitiven Aufgaben übernimmt, damit sich Unternehmensjurist:innen auf die Verhandlungsstrategie, das Abwägen von Risiken und die Koordination von Stakeholder:innen konzentrieren können. Wir arbeiten darauf hin, den Kontext in den Bereichen Vertragswesen, Governance und Compliance zu berücksichtigen, so dass die Suite von Legisway bisher getrennte Schritte zu kohärenten, überprüfbaren Arbeitsabläufen verknüpfen kann, die einfacher verwaltet und optimiert werden können. Wissen verlagert sich zunehmend aus dem individuellen Gedächtnis in Playbooks, Klauselbibliotheken und strukturierte Datenmodelle, was die Qualität konsistenter macht und das Onboarding beschleunigt. Entscheidend ist, dass der Mensch bei dieser Entwicklung weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird, so dass die professionelle Verantwortung nie kompromittiert wird. Und schließlich werden tiefgreifende Integrationen es ermöglichen, nahtlos in E-Mails, Dokumenten und Kollaborationstools zu arbeiten, wodurch das Umschalten zwischen verschiedenen Kontexten minimiert und die Produktivität gesteigert wird.

Wodurch unterscheidet sich unser KI-Ansatz von generischen Tools?

Grégoire Miot: Wir zeichnen uns durch einen rechtssicheren Kontext, Experten-Anwendungsfälle, Governance und Beweiskraft aus. Anstatt auf generische Inhalte zurückzugreifen, basiert unsere Expert AI auf den Verträgen, juristischen Personen, Firmenakten und Compliance-Daten der jeweiligen Kundschaft. Sämtliche Daten werden durch ein einheitliches Berechtigungsmodell verwaltet. So wird sichergestellt, dass die ausgegebenen Daten den Richtlinien und der Risikobereitschaft des Unternehmens entsprechen – zugleich wird der Datenschutz durch fein abgestufte Zugriffskontrollen in Legisway gewährleistet. Darüber hinaus stützt sich Legisway auf ein über Jahrzehnte erworbenes tiefes Verständnis der Arbeit unserer Kund:innen mit fundierten Anwendungsfällen in verschiedensten Praxisbereichen, die sich in unseren Expert AI-Lösungen widerspiegeln. Wir verwenden juristische Ontologien und standardisierte Datenmodelle, damit die Ergebnisse konsistent, wiederverwendbar und leichter überprüfbar sind.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit KI?

Grégoire Miot: Unser langfristiges Ziel besteht darin, ein vollständig intelligentes juristisches Ökosystem aufzubauen, das Legal Tech von einer Reihe von Tools zu einer lernfähigen Arbeitsumgebung macht. Wir möchten die Daten unserer Kund:innen sicher katalogisieren, so dass das System präzise, kontextbezogene Ergebnisse anstelle von pauschalen Empfehlungen liefern kann. Proaktive KI-Workflow-Agenten werden Signale wie Vertragsverlängerungen, Verpflichtungen, Governance-Ereignisse und Richtlinienänderungen überwachen und daraufhin geeignete nächste Schritte auslösen, deren Genehmigungen konfigurierbar sind. Das Benutzererlebnis wird sich zu einem anweisungsbasierten Modell weiterentwickeln, bei dem die Benutzer das angestrebte Ergebnis beschreiben und das System die entsprechenden Schritte orchestriert. Offene Interoperabilität mit ERP-, CRM-, Sicherheits- und Kollaborationsplattformen ermöglicht es, dass juristische Angelegenheiten stets im Einklang mit den geschäftlichen Abläufen stehen.

Wie kann es ihrer Meinung nach gelingen, Vertrauen in Technologien aufzubauen, die so viele Fragen und Bedenken aufwerfen?

Grégoire Miot: Bei Wolters Kluwer ist Vertrauen die Grundlage für all unser Handeln, und unser Ansatz für KI spiegelt diese Verpflichtung wider. Wir entwerfen und implementieren Expert AI-Lösungen, die auf den Prinzipien von Datenschutz, Sicherheit, Transparenz und Verantwortlichkeit basieren. Unsere Systeme sind transparent und verständlich aufgebaut. So können Benutzer:innen nachvollziehen, wie die Ergebnisse erzeugt werden, und entsprechend informierte Entscheidungen treffen. Wir verankern Governance und Verantwortlichkeit im gesamten KI-Lebenszyklus – vom Entwurf bis zur Bereitstellung – und schaffen klare Prozesse für das Risikomanagement und die Behebung von Problemen. Fairness und Menschlichkeit stehen bei unserem Ansatz im Mittelpunkt: KI wird entwickelt, um Jurist:innen zu unterstützen, nicht um sie zu ersetzen. Das gewährleistet, dass das menschliche Urteilsvermögen im Mittelpunkt bleibt. Darüber hinaus räumen wir einer verantwortungsbewussten Innovation höchste Priorität ein: Wir schaffen ein Gleichgewicht zwischen fortschrittlichen Funktionen und Sicherheitsvorkehrungen, die ethische Standards und die Compliance mit gesetzlichen Vorschriften sicherstellen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Expert AI unseren Kunden ein vertrauenswürdiger, zuverlässiger Partner ist.

KI wird entwickelt, um Jurist:innen zu unterstützen, nicht um sie zu ersetzen. Das gewährleistet, dass das menschliche Urteilsvermögen im Mittelpunkt bleibt.

Wie wird KI die Art und Weise verändern, wie Unternehmensjurist:innen mit unserer Legal Management Software interagieren?

Grégoire Miot: Die KI wird das Erlebnis von der reaktiven Suche zur proaktiven Anleitung verändern. Anstatt nach der richtigen Funktion oder dem richtigen Dokument zu suchen, werden unsere Kund:innen mit einem einzigen Dialog-Einstiegspunkt und einer Befehlsleiste einsteigen, die die Absicht und den organisatorischen Kontext versteht. Eine Legal Management Software wie Legisway wird Ihnenden nächsten Handlungsschritt anzeigen und Routineabläufe wie die Erstellung von Entwürfen, die Weiterleitung, die Änderung oder die Genehmigung von Anträgen orchestrieren. Mit der Zeit wird sich dieses Interaktionsmodell weniger wie die Bedienung einer Software anfühlen, sondern eher wie die Zusammenarbeit mit einem zuverlässigen Teammitglied, das Ihre Angelegenheiten, Ihre Playbooks und Ihre geschäftlichen Prioritäten kennt. Dies bedeutet einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Software verwenden: als offene Toolbox und im Vertrauen darauf, dass sich bestimmte Komponenten selbst steuern.

Product Management Director 
Grégoire Miot
Product Management Director für Legisway
Wolters Kluwer Legal Software

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