Recht & Verwaltung31 August, 2023

IT-Juristinnentag in Hamburg – Interview mit Marlene Schreiber

Am 15.09.2023 findet der IT-Juristinnentag in Hamburg statt. Bereits zum vierten Mal treffen sich primär Juristinnen (aber auch Juristen) aus dem IT-Sektor zum gemeinsamen Austausch.

Ins Leben gerufen wurde der IT-Juristinnentag von Marlene Schreiber, Fachanwältin für IT-Recht und Rechtsanwältin Nina Diercks, M.Litt (University of Aberdeen, Scotland).
Wir sprechen mit Marlene Schreiber über die Entstehung des IT-Juristinnentages und das Programm der diesjährigen Tagung.

ZdiW: Wie lange gibt es den IT-Juristinnentag schon und was war die ursprüngliche Zielsetzung?

Den ersten IT-Juristinnentag haben wir vor fünf Jahren veranstaltet. Das Bedürfnis einer Veranstaltung, bei der Frauen- und Männeranteil nicht der üblichen Verteilung entsprechen, entstand während meiner Teilnahme an einer von vielen Fachtagungen. Nicht nur waren sämtliche Veranstaltungen geprägt von einem altbekannten, wiederkehrenden Format, bestehend aus Fachvortrag und anschließender Diskussion. Auch war der Frauenanteil – wie so häufig – sehr gering. Im Rahmen dieser Tagung bin ich erstmals mit Frau Diercks ins Gespräch gekommen. Es ergab sich ein toller Austausch, bei dem wir beide feststellten, dass der fachliche Dialog zwischen Frauen in der Rechtsberatungsbranche oft zu kurz kommt. Dass die meisten Veranstaltungen – gerade im IT-Recht – männerdominiert sind und es an einer Plattform für den Austausch der weiblichen Vertreterinnen schlicht fehlt. Auch konnten wir uns beide vorstellen, dass eine Veranstaltung mit stärkerer Förderung der Konversation und der Kommunikation auf Augenhöhe eine ganz andere Atmosphäre böte.

Das Gespräch ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wollte es gerne ausprobieren und eine primär weiblich besetzte Tagung ins Leben rufen. Frau Diercks, die ich daraufhin kontaktierte, wollte das Ganze mit dem – damals noch recht unüblichen und unkonventionellen Format eines Bar-Camps kombinieren. Das Ergebnis war eine Veranstaltung, die von aktivem Austausch, intensiver Vernetzung und Authentizität geprägt ist. Auch die teilnehmenden Männer spiegeln uns, dass sie die Begegnung der Teilnehmenden ganz anders wahrnehmen als bei thematisch ähnlich ausgerichteten Tagungen.

ZdiW: Der IT-Juristinnentag setzt auf einen eher kleineren Teilnehmerrahmen von 100 Teilnehmer/innen. Macht sich dies bei Vernetzung und Austausch bemerkbar? Gibt es viele bekannte Gesichter?

Durch die kleinere Gruppengröße entsteht ein geschützter Raum. Auch diejenigen, die sich bei anderen Veranstaltungen eher im Hintergrund halten, werden hierdurch ermutigt, eigene Positionen vorzutragen. Der IT-Juristinnentag ist eine Mischung aus einem Wiedersehen und dem Hinzustoßen neuer interessierter Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Es gibt einige, die von Anfang an dabei waren und jedes Jahr wieder kommen. Die Teilnehmerinnen knüpfen neue Kontakte und wir beobachten auch, dass einige Projekte und Kooperationen aus der Veranstaltung erwachsen.

ZdiW: Für Ihre Veranstaltung haben Sie die Form eines Bar-Camps gewählt. Warum?

Das Bar-Camps wird vor allem durch die enthaltenen „Sessions“ geprägt. Dadurch dass die Inhalte der Sessions erst am Tag selbst durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst bestimmt werden, weiß niemand, was ihn oder sie erwartet. Jede und jeder hat dadurch die Chance, etwas vorzutragen und kriegt auch den Raum hierfür. Dadurch fällt der Blick auch auf Kolleginnen, die vorher nicht so sehr im Fokus standen und die Netzwerkeffekte werden gefördert. Man lernt Expertinnen und Experten zu einzelnen Fragestellungen kennen, die man vielleicht bei anderer Gelegenheit wieder kontaktiert oder empfiehlt.

ZdiW: Kern des Bar-Camp-Modells ist das Abhalten mehrerer Sessions, die von Teilnehmerinnen selbst vorbereitet werden. Von digitaler Desinformation, über Frauenförderung in der IT-Rechtsbranche, bis hin zu den Auswirkungen der digitalen Transformation auf Personalentwicklung – die bisher besprochenen Materien waren vielfältig. Was sind Ihrer Einschätzung nach Themen, die die Teilnehmerinnen in dieser Zeit besonders bewegen und beschäftigen könnten?

Ich gehe davon aus, dass neue Technologien ein zentrales Thema sein werden. Auch an KI und Language Modeling führt kein Weg vorbei. Datenschutzthemen sind ohnehin ein Dauerbrenner. In unseren Sessions werden viele Praxisthemen tiefer beleuchtet. Anhand der Besprechung praktischer Fälle und use cases gewinnen die Sessionteilnehmerinnen eine ganz andere Perspektive auf die besprochene Problematik. Manchmal erhält man auch einen spannenden Einblick in die Arbeit von Inhouse-Legal-Abteilungen.

Wir bedanken uns für das Interview. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: https://it-juristinnentag.de/
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