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Recht & Verwaltung13 Juni, 2022

Familiensprache/n: Kooperation mit Eltern von Anfang an

Zur sprachlichen Situation gilt grundsätzlich, dass man sich bei gutem Willen auch näherkommen und in einfachen Belangen verstehen kann, wenn man sich sprachlich nicht versteht. Guter Wille und nonverbale Signale sind die ersten Türöffner.

Elke Schlösser, u. a. Diplom-Sozialarbeiterin, Pädagogische Fachbuchautorin und Coach*in für Kita-Teams

Sprachliche Kompetenzen sind ein wichtiger Schlüssel in der Zusammenarbeit mit Eltern in pädagogischen Einrichtungen. Alle Eltern – einsprachig-deutschsprachige wie zugewandert-mehrsprachige Eltern – verfügen über unterschiedliche Sprachstände im Deutschen, die Kontakt, Kommunikation und Mitwirkung intensiv beeinflussen. Sie können Auskunft darüber geben, was sie an sprachlichen Kapazitäten (muttersprachlich, mehrsprachig, in Bezug auf Deutsch) mitbringen.

Gut ist, bereits in Anmeldesituation und Aufnahmeverfahren zu klären, welche sprachlichen Kompetenzen ihnen eine Teilhabe am Kita-Leben ermöglichen. Deutlich wird damit unmittelbar, wo sprachliche Unterstützung nötig wird.

Diese adäquat anzubieten, liegt in der Verantwortlichkeit der pädagogischen Einrichtung, als Weg hin zur elterlichen Partizipation und als Qualitätsmerkmal.

Kooperationen mit migrantisch-mehrsprachigen Eltern

Jeder Mensch hat eine gewisse Kapazität, sich nonverbal zu verständigen. Miteinander ins Gespräch zu kommen, heißt nicht nur, sich Wort für Wort zu verstehen. Nonverbale Signale sind jedoch teilweise kulturabhängig. Sie sind nicht durchgängig für alle Menschen deckungsgleich zu entschlüsseln. Daher sind Sensibilität, kommunikative Kompetenz und Wissen nötigt, um nonverbale Kulturunterschiede erkennen und klären zu können.

Über nonverbal gesetzte Erstsignale hinaus ergibt sich der Bedarf nach solider inhaltlicher und sprachlich passgenauer Verständigung, insbesondere bei Anamnese-, Entwicklungs- und Konfliktgesprächen.

Die sprachlich gesicherte Verständigung bedarf der Beteiligung dolmetschender Personen. Die Möglichkeit, Gespräche mit Übersetzungshilfe zu führen, sollte selbstverständlich sein.

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Dolmetscher in der Kita: Diese Fragen sollten Sie klären

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Dolmetschen in der Kooperation mit migrantischen und geflüchteten Eltern

Die Umsetzung des Dolmetschens wirft Fragen und Überlegungen auf. Sprachlich variable Angebote wirken auf den ersten Blick zeitintensiv. Sie verlangen nach solider Vorbereitung. Jedoch zahlt sich Dolmetschen in pädagogischen Bezügen aus, da hierüber die beiderseitig gewünschte, inhaltliche Transparenz zu erreichen ist.

Staatliche geprüfte Dolmetscher*innen können von Kitas meist nicht bezahlt werden. Da sie in der Regel auch nicht pädagogisch gebildet sind, sollte dieser Mangel nicht zu hoch angesehen werden. Kitas brauchen eine bestimmte Qualität der Übersetzung in Elterngesprächen, die ein Mindestmaß an Kenntnissen der elementarpädagogischen Bildungsarbeit braucht. Die Ziele, Aktivitäten und Methoden der elementarpädagogischen Arbeit sollten übersetzenden Personen zumindest in den Grundzügen vertraut sein, um die gewünschten Effekte zu erreichen.

Die Zielsetzung von Elterngesprächen seitens der Pädagog*innen sind

  • eine verlässliche Betreuung des Kleinkindes,
  • eine ganzheitliche Entwicklungsunterstützung,
  • unter Berücksichtigung der Individualität des Kindes
  • und seine solide Hinführung zur altersgerechten Bildung.

Gute sprachliche Unterstützer*innen sind also tatsächlich eher über ehrenamtliche Kooperationen zu gewinnen.

Dies setzt jedoch ein Engagement zur Gewinnung bereitwillig dolmetschender Personen voraus. Ehrenamtlich unterstützenden Personen könnten zum Beispiel sein:

  • zwei- und mehrsprachige Eltern unterschiedlicher Kitas, die in den anderen Einrichtungen aushelfen, denn nicht in jeder Kita ist die Sprachkompetenz zu jeder Sprache des Bedarfs vorhanden,
  • ein Pool ehrenamtlicher Übersetzer*innen.

Ehrenamtliche Unterstützer*innen sind mittlerweile in manchen Kitas anzutreffen. Sie werden dann zum Beispiel Elternpat*innen, Elternlots*innen, Kulturmittler*innen, Stadtteilmütter bzw. -väter oder Elternbegleiter*innen genannt.

Elternbegleiter*innen, die ehrenamtlich dolmetschend tätig sind, sollten

  • zu regelmäßigen Treffen zusammengeführt werden,
  • eine fachliche Einführung in Vorbereitung auf die kommenden Aufgaben erhalten (zum Beispiel in ca. vier Weiterbildungsangeboten),
  • ihre dolmetschende Rolle vor dem Einsatz besprechen und ihre Tätigkeit regelmäßig gemeinsam reflektieren können (Quasi-Supervision).

Auch muttersprachliche Pädagog*innen in Krippen und Kitas können auf Anfrage in pädagogischen Gesprächssituationen fachlich übersetzen.

Externe Dolmetscher*innen können z.B. arbeiten in

  • Kommunalen Integrationszentren der Kommune,
  • Migrantenorganisationen,
  • interkulturell arbeitenden Wohlfahrtsverbänden (die Beratungsstellen, Asylheime, Flüchtlingsunterkünfte, etc. betreiben),
  • als mehrsprachige Fachleute in logopädischen, ergotherapeutischen und sozialpädiatrischen Praxen.

Für die Organisation aller dolmetschenden Angebote ist bedeutsam, Folgendes zu berücksichtigen:

  • die Freiwilligkeit der dolmetschenden Person zu dieser Rolle,
  • die Akzeptanz der dolmetschenden Person durch die Eltern, denen die Übersetzung dienen soll,
  • die exakte zeitliche und thematische Absprache über die Aufgabe der übersetzenden Person,
  • das Wissen der Pädagog*innen, dass privat übersetzende Personen als Laien über eine ureigene Form der Interpretation des Gehörten verfügen,
  • die Kenntnis, dass Übersetzungen nicht zu stark von persönlichen Färbungen abhängig sein sollten,
  • das Bewusstsein, dass aus manchen Sprachen heraus nicht wortwörtlich übersetzt werden kann, weil die Sprachkonstruktion eine zu Deutsch abweichende ist,
  • die Haltung, dass bei besonders brisanten Gesprächsthemen die übersetzende Person eine pädagogische Ausbildung haben sollte, um die pädagogischen Ziele zur Verbesserungen der kindlichen Situation verlässlich zu transportieren.
deutsch - Ukrainisch
Perfekt organisiert: Zweisprachige Arbeitshilfen für die Kita
Um Ihnen die Integration geflüchteter Kinder aus der Ukraine sowie die Kommunikation zu deren Eltern zu erleichtern, finden Sie hier einige hilfreiche Arbeitshilfen, die Sie sofort einsetzen können!

Das ist nicht zu tun:

Wichtiger Hinweis: Bei Elternkontakten mit Übersetzungsbedarf sollte immer darauf geachtet werden, dass größere Geschwisterkinder nicht unreflektiert in die Dolmetscherrolle gebracht werden! Oftmals geraten sie durch eventuell für sie belastende Themen in eine nicht angemessene Situation, mit sehr negativen Folgen im Eltern-Kind-Rollenverständnis.

Pädagog*innen können hier ein wichtiges Signal setzen:

„Wenn es schon die Realität der Kinder ist, häufig für die Eltern übersetzen zu müssen, wollen wir Pädagog*innen zeigen, dass wir bestimmte Themen nicht zu früh in die Welt der Kinder setzen und ihnen nicht ebenfalls unnötige Bürden aufladen wollen."

Übertrag auf die Eingewöhnungssituation

Die Eingewöhnungssituation setzt – das ist ihre Eigenart – als Start in die Zusammenarbeit die wichtigsten Standards für die zukünftigen Kontakte. Dies trifft dann auch für die kommunikativen Gepflogenheiten zu, die man im Rahmen der Zusammenarbeit nutzt.

Werden die in diesem Beitrag gewichteten Umstände berücksichtigt, so dient das der wechselseitigen Klarheit darüber, wie man in Zukunft miteinander für Verständigung – und damit Verständnis – sorgen will.

Der allseits angestrebten Transparenz in der Kooperation dienen die frühen Informationen zu den kommunikativen Möglichkeiten in Krippe und Kita auf jeden Fall. Folgt man den guten Möglichkeiten des Austausches in der deutschen Sprache und den anderen Familiensprachen, so ergeben sich daraus die gewünschten Möglichkeiten der Partizipation der Eltern beziehungsweise Familien.

Bildnachweis: Monkey Business
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