Internationale Steuerreformen verändern das Steuerreporting grundlegend
Die globale Mindestbesteuerung, eingebettet in das BEPS-Projekt der OECD (Base Erosion and Profit Shifting), markiert einen Wendepunkt im internationalen Steuerrecht. Multinationale Konzerne sehen sich mit neuen Vorschriften konfrontiert, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Konzernrechnungslegung, das interne Steuerreporting und die IT-Systeme haben. Besonders die Regelungen unter BEPS Pillar 2 führen zu umfangreichen Reporting- und Berechnungsverpflichtungen.
Steuervermeidung als globales Problem – ein Überblick über die Ausgangslage
Trotz eines als fair geltenden Steuersystems zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Hochsteuerländern – insbesondere für Kapitalgesellschaften. Gleichzeitig nutzen multinationale Unternehmen bestehende Regelungslücken, um durch legale Steuerstrukturen wie Lizenzverlagerungen oder Finanzierungsgestaltungen Steuerlasten deutlich zu reduzieren.
Der Begriff "Erosion der Bemessungsgrundlage" beschreibt diesen Zustand treffend. Die Folge: Sinkende Steuerquoten trotz steigender Umsätze – mit massiven Auswirkungen auf die Gerechtigkeit im Steuerrecht.
Steuervermeidung in der Praxis – legale Strukturen und deren Wirkung
Zwei klassische Beispiele legaler Steuerstrukturierung:
- Finanzierungsgestaltung: Verlagerung von Kapital über Niedrigsteuerländer mit steuerlich absetzbaren Zinszahlungen.
- Lizenzstrukturierung: Verrechnung von Lizenzgebühren innerhalb von Konzernen über Steueroasen, um steuerpflichtige Gewinne zu minimieren.
Der Schaden für die öffentlichen Haushalte wird laut OECD auf bis zu 240 Mrd. USD jährlich geschätzt – ein klarer Handlungsauftrag für die Politik.
BEPS Pillar 2 – Globale Mindestbesteuerung als Antwort
Im Rahmen des OECD-Projekts wurden zwei Hauptsäulen definiert:
- Pillar I: Zuweisung von Besteuerungsrechten an Marktstaaten
- Pillar II: Einführung einer globalen effektiven Mindestbesteuerung von 15 % für international tätige Unternehmen
Vor allem Pillar 2 wird massive Auswirkungen auf Konzerne weltweit haben. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 750 Mio. Euro in zwei von vier Jahren müssen sich auf neue Meldepflichten, Berechnungslogiken und IT-Prozesse vorbereiten.
Wer ist betroffen – und was ist jetzt zu tun?
In Deutschland werden je nach Quelle zwischen 400 und über 800 Konzerne unter die neuen Regelungen fallen, in der Schweiz ca. 200–300. Sie alle stehen vor der Herausforderung, ein vollständig neues Steuer-Reporting aufzubauen – konzeptionell wie auch technisch.
Wichtige Fragen lauten:
- Welche Daten müssen in welcher Form gesammelt werden?
- Wie lässt sich eine konsistente Verbindung zwischen Steuer-, Finanz- und Konzernabschlussdaten herstellen?
- Welche IT-Systeme und Tools können den Pillar-2-Prozess effizient unterstützen?
Fazit – Internationale Steuerreformen erfordern strategisches Handel
Die Einführung der globalen Mindestbesteuerung ist keine abstrakte Debatte mehr, sondern eine akute Umsetzungsaufgabe für international tätige Konzerne. Die globale Steuertransparenz nimmt zu, und die Anforderungen an Compliance, IT-Systeme und Fachwissen steigen deutlich.
Unternehmen sollten frühzeitig damit beginnen, sich mit den Regelungen von BEPS Pillar 2 vertraut zu machen – um Risiken zu minimieren und rechtzeitig handlungsfähig zu sein.
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