Der Legal Hackathon Cologne findet in diesem Jahr vom 12. bis 14. September zum siebten Mal statt. Unsere Produktmanagement-Kolleg:innen Christiane Klimaschka und Konstantinos Touloumpas waren vergangenes Jahr als Teilnehmer:innen dabei und teilen im Interview ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie auf dem Legal-Tech-Event gesammelt haben. Sie sprechen darüber, wie der Hackathon ihre Sichtweise auf Legal Tech verändert hat, welche Herausforderungen sie gemeistert haben und warum sie in Zukunft wieder dabei sein möchten.
1. Was hat Euch dazu motiviert, am Legal Hackathon Cologne teilzunehmen?
Christiane: Ich liebe Jura, aber vieles daran ist veraltet. Studium, Referendariat und Berufsalltag sind oft von Traditionen geprägt. Ein moderner Rechtsstaat braucht jedoch Innovation, digitale Lösungen und neue Perspektiven. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen demokratische Werte weltweit unter Druck geraten, ist ein funktionierender, zugänglicher und zukunftsfähiger Rechtsstaat essenziell, um unsere Demokratie zu schützen und zu stärken. Der Legal Hackathon verbindet juristische Denkschärfe mit technologischer Kreativität und bietet die perfekte Gelegenheit, meine juristische Leidenschaft mit meiner Begeisterung für Technologie zu vereinen.
Konstantinos: Genau diese Verbindung von Recht und Technologie hat auch mich neugierig gemacht. Ich komme aus dem juristischen Bereich und wollte endlich verstehen, was hinter Legal Tech steckt. Der Hackathon hat mir nicht nur Antworten geliefert, sondern auch mehr Erkenntnisse gebracht, als ich erwartet hatte.
2. An welchen Ideen habt Ihr im Rahmen des Hackathon gearbeitet?
Konstantinos: Wir haben eine KI-basierte Lösung entwickelt, die Bescheide von Behörden analysiert und in einfache, verständliche Sprache übersetzt. Die Grundidee war: Wie können wir Menschen helfen, die mit komplizierten Verwaltungsdokumenten überfordert sind? Unsere Anwendung erklärt, was zu tun ist, bis wann und wie – ganz ohne Juristendeutsch.
Christiane: Unser Team hat ein Tool konzipiert, das Unternehmen im ESG-Bereich unterstützt, ihre gesetzlichen Pflichten zu erkennen und das Reporting effizient zu gestalten. Die Plattform scannt automatisch relevante Gesetze und Verordnungen, bleibt stets aktuell und hilft so, regulatorische Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern strategisch zu nutzen. Eine Lösung, die Rechtssicherheit mit smarter Technologie verbindet.
3. Wie war die Erfahrung, in einem interdisziplinären Team zu arbeiten, und welche neuen Erkenntnisse habt Ihr dadurch gewonnen?
Christiane: Es war inspirierend! Jurist:innen, Techies, UX-Designer:innen – jede:r brachte eine andere Denkweise mit, was unsere Idee unglaublich stärkte. Als Jurist:innen bewegen wir uns oft in unserer eigenen Blase, doch echte Innovation entsteht, wenn verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen. Ich habe gelernt, wie wertvoll es ist, gemeinsam zu denken, zu diskutieren, zu scheitern und wieder aufzustehen. Vielfalt ist ein Muss für kreative Lösungen.
Konstantinos: Diese Vielfalt war auch für mich eine der wertvollsten Erfahrungen. Ich bin es gewohnt, juristisch zu denken – strukturiert und detailverliebt. Doch im Hackathon habe ich gelernt, wie befreiend es sein kann, wenn andere Disziplinen mit neuen Blickwinkeln an ein Problem herangehen. Die Gespräche mit Entwickler:innen und Designer:innen zeigten mir, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zuzuhören und gemeinsam zu denken. Wir haben diskutiert, ausprobiert, verworfen und neu gedacht – genau in diesem Prozess lag die Magie. Echte Innovation entsteht dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen, und das nehme ich definitiv mit in meinen Berufsalltag.
4. Gab es besondere Herausforderungen während des Hackathons, und wie haben Eure Teams diese gemeistert?
Konstantinos: Die größte Herausforderung war definitiv die Zeit. Wir mussten unsere Idee schnell konkretisieren und umsetzen. Klare Rollenverteilung und offene Kommunikation halfen uns dabei. Alle wussten, woran sie arbeiten müssen, und wir haben uns regelmäßig abgestimmt. Es war beeindruckend, wie viel man in kurzer Zeit erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen.
Christiane: Absolut – die Zeit war eine echte Challenge, ebenso wie der Pitch. Ich neige zum Perfektionismus, aber beim Hackathon lernt man schnell: Done is better than perfect. Wir mussten Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen und loslassen. Das hat uns als Team zusammengeschweißt und war ein Crashkurs in Pragmatismus.
5. Welche Unterstützung habt Ihr von den Mentor:innen erhalten, und wie haben sie Euch geholfen, eure Idee weiterzuentwickeln?
Konstantinos: Die Mentor:innen waren Gold wert. Sie unterstützten uns fachlich und lenkten immer wieder den Blick aufs große Ganze. Besonders beim Pitch haben wir viel gelernt: Wie strukturiert man eine Präsentation, welche Worte wirken, wie bringt man die Idee auf den Punkt? Diese Impulse halfen uns, unsere Idee sowohl technisch als auch kommunikativ weiterzuentwickeln. Die Erfahrung und das Engagement der Mentor:innen haben unser Team richtig gepusht.
Christiane: Unsere Mentor:innen waren Sparringspartner:innen, Kritiker:innen und Cheerleader zugleich. Sie forderten uns heraus, schärften unsere Idee und gaben durch ihre Außenperspektive neue Denkanstöße. Abends sorgten sie auch dafür, dass das Netzwerken nicht zu kurz kam, bei guten Gesprächen und noch besseren Cocktails.
6. Wie hat sich die Teilnahme am Hackathon auf Eure berufliche Entwicklung oder Euer Netzwerk ausgewirkt?
Christiane: Der Hackathon war ein Wendepunkt für mich. Ich bin jetzt voll im Legal-Tech-Fieber und bilde mich gezielt im Bereich KI weiter. Meine berufliche Zukunft sehe ich in diesem Feld. Das Netzwerk, das ich aufgebaut habe, geht weit über LinkedIn-Kontakte hinaus. Man arbeitet intensiv zusammen und bleibt verbunden. Der Hackathon hat mir Türen geöffnet, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie existieren.
Konstantinos: Auch ich konnte viele neue Kontakte knüpfen, aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Mit vielen bin ich weiterhin in Kontakt und freue mich auf das nächste Wiedersehen beim diesjährigen Hackathon. Für meine Arbeit war der Hackathon ein echter Booster. Ich habe neue Methoden und Tools kennengelernt und vor allem gelernt, mutig zu denken und Dinge einfach auszuprobieren.
7. Was waren Eure persönlichen Highlights?
Konstantinos: Ganz ehrlich, der gesamte Hackathon war ein Highlight. Ich kam ohne große Erwartungen und wurde komplett überrascht. Diese 2,5 Tage fühlten sich an wie ein einziger Moment voller Energie, Kreativität und Teamgeist. Ich habe selten so intensiv gearbeitet und gleichzeitig so viel Freude dabei empfunden. Das Gefühl, gemeinsam etwas zu schaffen, war einfach großartig.
Christiane: Für mich waren es der Spirit, die Energie und das Miteinander. Über Teamgrenzen hinweg spürte man den gemeinsamen Willen, die Rechtsbranche zu verbessern. Hier waren Menschen, die nicht nur Probleme sehen, sondern Lösungen schaffen wollen. Das hat mich tief beeindruckt und motiviert.
8. Welche Tipps habt Ihr für zukünftige Teilnehmer:innen, um das Beste aus dem Hackathon herauszuholen?
Christiane: Traut euch! Egal, was ihr mitbringt, ihr habt etwas beizutragen. Verlasst eure Komfortzone, stellt Fragen und bringt Ideen ein. Der Pitch kann nervenaufreibend sein, aber genau darin liegt das Wachstum. Der Hackathon ist ein geschützter Raum, in dem man ausprobieren, lernen und über sich hinauswachsen darf.
Konstantinos: Nicht zu viel nachdenken – einfach machen! Seid offen für neue Ideen, sucht frühzeitig den Austausch mit anderen und habt keine Angst, auch mal verrückte Ansätze zu verfolgen. Und ganz wichtig: Habt Spaß! Der Hackathon lebt von der Energie, die jede:r mitbringt. Wenn man sich darauf einlässt, kann man unglaublich viel mitnehmen – fachlich, persönlich und menschlich.
9. Wie hat der Hackathon Eure Sichtweise auf Legal Tech und Innovation im Rechtsbereich verändert?
Christiane: Der Hackathon hat mir Mut gemacht. Legal Tech ist nicht nur ein Trend, sondern die Zukunft, die wir selbst gestalten können. Wer mitgestalten will, muss sich einbringen.
Konstantinos: Ich habe erkannt, wie viel Potenzial in der Verbindung von Recht und Technologie steckt, besonders wenn man mutig denkt und interdisziplinär arbeitet. Legal Tech ist weit mehr als Automatisierung – es kann echte Mehrwerte schaffen.
10. Würdest Ihr nochmal an einem Legal Hackathon teilnehmen, und wenn ja, warum?
Konstantinos: Auf jeden Fall! Die Atmosphäre, der Austausch und die Möglichkeit, in kurzer Zeit etwas Greifbares zu entwickeln, sind einzigartig. Es ist eine fantastische Plattform, um Ideen zu testen und weiterzuentwickeln.
Christiane: Unbedingt! Auch wenn ich dieses Jahr in Guatemala bin, möchte ich nächstes Jahr wieder dabei sein. Der Hackathon ist mehr als ein Event – er ist eine Bewegung, und ich will Teil davon sein.