Eine vielseitige Zuhörerschaft verschiedenster Akteure der sozialen Leistungssysteme kam beim diesjährigen Fürsorgetag in Essen im Fachforum - Vortragsraum D zusammen. Vom Jobcenterleiter über Mitarbeitende kommunaler Sozialämter bis hin zu Berater:innen caritativer Verbände und Beratungsstellen waren viele Fachkundige mit großem Interesse dabei, als Prof. Dr. Peter Becker einen Einblick in die ewige Problemquelle „Abgrenzung der Existenzsicherungssysteme“ gab.
Keine Regel ohne Ausnahme, so könnte man den Kern dieses Problems vielleicht auch überschreiben. Denn, wie Prof. Dr. Becker mit viel Humor und praktischen Beispielen anschaulich machte, gibt es zwar klare Regeln, welche Leistungen jeweils vorrangig gegenüber den anderen ist. Allerdings ist dann fast immer mindestens eine besondere Konstellation zu beachten, die ein anderes Ergebnis begründet.
Hier gelang es dem Vortrag, einerseits, Faustregeln und Merkposten aufzuzeigen, die eine schnelle Entscheidung unterstützen. Auf der anderen Seite wurden viele Tipps gegeben, wann, wie und in welchem Interesse am besten gehandelt werden kann.
In welchen Fällen sollte zum Beispiel Unterhaltsvorschuss beantragt werden, im Zweifel auch von Behördenseite für die Bedürftigen?
- Wie kann man mit einer einfachen Überschlagsrechnung klären, ob ein Antrag auf Wohngeld für die Antragsteller evtl. vorteilhafter ist, als Hartz IV oder Sozialhilfe zu beantragen?
- Wie kann ich als Behörde durch den Einsatz von Ermessen unwirtschaftlichen Verwaltungsaufwand oder Nachteile für die Bedürftigen abwenden?
- Welche Hürden sollten bei Leistungsempfängern zwischen 13 und 18 nicht übersehen werden?
- Zu welcher Behörde schicke ich meine Ratsuchenden und wie viel Beratung muss eine Behörde über die Leistungssysteme hinweg leisten können?
Diese und andere Fragen wurden nicht nur mit viel Augenmerk auf Pragmatik und praktische Umsetzbarkeit besprochen und im Auditorium fleißig notiert, sondern auch gemeinsam mit den Teilnehmern teils kritisch diskutiert und mit Einblicken in die tägliche Arbeit der Zuhörerschaft mit Leben gefüllt.
Wir danken dem Deutschen Fürsorgetag und Prof. Dr. Becker für eine spannende Veranstaltung!