Im klassischen Jurastudium fehlt häufig der praktische Bezug zur Arbeitswelt. Beispielsweise werden aktuelle Themen rund um die Digitalisierung des Rechtsmarkts oft vernachlässigt. Aus diesem Grund stellen immer mehr studentische Initiativen Themen wie Legal Tech in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und entwickeln im Umgang damit innovative Ansätze. Aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Rechtsberatung für geflüchtete Menschen, gibt es mittlerweile hochinteressante Initiativen. Wolters Kluwer arbeitet mit einigen von ihnen eng zusammen und unterstützt sie auf verschiedene Art und Weise. Im Rahmen einer Interviewreihe stellt Wolters Kluwer die spannenden Kooperationen und deren Tätigkeiten vor.
Initiative: Legal Tech Lab Cologne e.V.
Gründung: Sommer 2019
Interviewpartner: Julia Kešelj, Director Partnerships and Events, und Calvin Kolaschnik, Head of Partnerships
Wie setzt sich das Legal Tech Lab Cologne (LTLC) zusammen?
Calvin Kolaschnik (C.K.): Das Legal Tech Lab Cologne wurde im Nachgang einer Ringvorlesung zum Thema Legal Tech am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln gegründet, um Gleichgesinnten – insbesondere aus Köln, aber auch aus ganz Deutschland – eine Plattform zum Austausch zu bieten. Zu unseren Aufgaben gehört zum einen die interne Vereinsarbeit, darunter fällt beispielsweise die Gründung des Vereins oder auch das Programmieren unserer Website – was für viele Studierende Neuland ist. Hierum kümmern sich drei Teams: Orga, People und Finance. Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Kommunikation sowie dem Austausch mit Externen. Eines der ersten und gleichzeitig auch erfolgreichsten Projekte, das wir auf die Beine gestellt haben, ist unser Podcast „Talking Legal Tech“, in dem Praktiker:innen aus dem Bereich Legal Tech zu Wort kommen. Außerdem haben wir vier weitere Teams, die sich auf unterschiedlichste Weise mit Legal Tech beschäftigen: Dazu gehören das Redaktionsteam unseres E-Papers „Cologne Technology Review & Law“ (CTRL). Hier können sich Autor:innen langfristig mit einem Thema beschäftigen, um so tief in die Materie einzudringen und in Kleingruppen Aufsätze, Erfahrungsberichte oder Interviews verfassen, die dann halbjährlich online veröffentlicht werden. Daneben haben wir eine Tool-Gruppe, durch die wir Studierenden die Möglichkeit geben, das Programmieren und technische Denken kennenzulernen und sich bereits an ersten Legal-Tech-Anwendungen auszuprobieren. Zuletzt wurde hier ein Programm entwickelt, mit welchem die Beantragung von Wohngeld vereinfacht wird. Das dritte und das vierte Team, bestehend aus den Bereichen Partnerschaften und Events, betreuen in enger Zusammenarbeit die Partnerschaften, wie beispielsweise die mit Wolters Kluwer. Im Rahmen dieser werden sodann Workshops, Vorträge, Hackathons, Vorlesungen und Anwendungen gemeinsam umgesetzt.
Wie sehen diese Partnerschaften aus?
Julia Kešelj (J.K.): Von unseren Partnern werden wir sowohl finanziell als auch ideell unterstützt. Beispielsweise organisieren wir zusammen mit Wolters Kluwer Workshops und werden im Rahmen unseres Moduls „Legal Tech II“ für das IT-Zertifikat an der Universität zu Köln durch Dozent:innen unterstützt, die eine Vorlesung zum Thema UX- und UI-Design halten. Außerdem entwickeln wir gemeinsam kleine Legal-Tech-Programme. Auf dem Weg zur Entwicklung dieser Anwendungen können wir auf das Know-how und die Expertise unserer Partner zählen: Wenn wir Projekte aufsetzen, können wir jederzeit auf sie zugehen, werden beraten, worauf wir achten sollten, und bekommen Tipps, die uns bei der Entwicklung unserer Projekte weiterhelfen. Zudem wird uns bei Bedarf auch die nötige Infrastruktur für unsere Projekte zur Verfügung gestellt. Wir sind froh, viele faire Unternehmen, auch im Umgang miteinander, an unserer Seite zu haben.
Ihre Gründungsgeschichte liegt noch nicht so weit zurück: Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Gründung des Legal Tech Lab Cologne?
C.K.: Als eines der ersten Legal Tech Labs, mit zunächst nur einer Handvoll Studierenden als Mitglieder, haben wir bei der Frage nach Unterstützung zu Beginn von vielen Unternehmen nur Absagen erteilt bekommen. Doch manche haben uns von Anfang an unterstützt und uns „einfach machen lassen“. Beispielsweise haben wir mit Wolters Kluwer unseren Podcast „Talking Legal Tech“ gestartet und somit die Basis für weitere Projekte gelegt. Dieser Schritt war ein wichtiger Meilenstein auf unserem bisherigen Weg. Inzwischen besteht das LTLC aus mehr als 70 Mitgliedern – welche teilweise sogar von Kiel bis Freiburg zu uns gefunden haben – die in 8 verschiedenen Teams an einer Vielzahl an Projekten arbeiten. Mit unseren Partnern sind wir sehr zufrieden. Mittlerweile hat sich das Blatt sogar gewendet und die Unternehmen fragen uns für Partnerschaften an. Eine weitere Herausforderung war es, die interne Vereinsarbeit während der Hochphasen der Corona-Pandemie zu organisieren. Wir bemühen uns jetzt noch mehr darum, Neumitglieder richtig zu integrieren und allgemein für ein angenehmes Arbeitsklima zu sorgen. So schaffen wir es derzeit, dass alle Mitglieder in ihrer Freizeit – häufig neben dem Staatsexamen, dem Referendariat und richtigen Jobs – weiterhin an immer größeren Projekten arbeiten können.
Wie sehen die Pläne des Legal Tech Lab Cologne für die Zukunft aus?
J.K.: Mit der CTRL und unserem Podcast möchten wir sowohl weiterhin Wissen für Studierende generieren, als dieses auch einer breiteren Öffentlichkeit an Young Professionals, Jurist:innen und IT-Fachleuten, die sich mit Jura beschäftigen möchten, zugänglich machen. Wichtig ist uns zudem auch, dass wir eine Plattform für einen interdisziplinären Austausch bilden und zukünftig noch mehr mit Designer:innen, BWLer:innen & Co. zusammenkommen möchten. Unser Ziel ist es, einen Hafen zu schaffen, der Legal-Tech-Interessierten die Möglichkeit gibt, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, mit diesen zusammenzuarbeiten und schließlich auch gemeinsam Ideen umzusetzen, nicht zuletzt mit der Hilfe unserer Partner. Schließlich sind durch den regen Austausch im LTLC die beiden ersten neuen Initiativen gegründet worden: read your rights und die AI Law Clinic Cologne. Es sind außerdem neue, langfristige Projekte geplant. Kleiner Spoiler: Der Ausbau unseres Legal-Tech-Moduls an der Universität zu Köln und die Veranstaltung unseres ersten gemeinsamen Hackathons. Es bleibt also spannend!
Hier geht’s zum Interview mit Jonathan Thiele, Vorstandsmitglied Bundesverband Refugee Law Clinics Deutschland.