Legal Hackathon 2023
Recht & Verwaltung25 Oktober, 2023

„Damit ein gutes Produkt entstehen kann, braucht man verschiedenen Perspektiven“ – Interview mit dem diesjährigen Legal Hackathon-Gewinnerteam

Auf dem Legal Hackathon 2023, veranstaltet von Wolters Kluwer und Ebner Stolz mit Unterstützung durch das Gateway der Uni Köln und Legal Tech Lab Cologne, überzeugte das Team „JustChat“ die Jury und holte mit seiner Idee den Sieg. Wolters Kluwer sprach mit Sarah El Azzab Ibrahim und Maximilian Volland aus dem Siegerteam über das Format Hackathon im Allgemeinen, ihre Erlebnisse auf der diesjährigen Veranstaltung und ihre Sieger-Idee eines KI-gestützten Chatbots, der für Studierende die Studienkoordination digitalisiert.


Wie seid Ihr auf den Legal Hackathon aufmerksam geworden und warum habt Ihr euch entschieden, mitzumachen?

Sarah El Azzab Ibrahim: Im Rahmen des von uns gegründeten Legal-Tech-Vereins „fruit – Freiburg Recht und IT e.V.“ hatte ich gerade erst an einem anderen Hackathon teilgenommen. Ich liebe einfach die Arbeitsatmosphäre, das interdisziplinäre Arbeiten und die Idee, innerhalb von kurzer Zeit ein Produkt zu entwickeln und dieses zu pitchen. Dann bin ich durch Werbung auf den Legal Hackathon aufmerksam geworden, habe mir die coolen Videos von letztem Jahr angeschaut und wusste: Da muss ich auf jeden Fall teilnehmen! Letztlich fiel mir die Entscheidung sehr leicht. Ich habe schon an anderen Hackathons teilgenommen, aber dieser hat alle anderen übertroffen.

Maximilian Volland: Ich bin ebenfalls Mitgründer eines Legal-Tech-Vereins, der „Bayreuther Initiative für Legal Tech e.V. – b{u}ilt“. In diesem haben wir immer wieder ganz viele Ideen und wünschen uns Möglichkeiten, sich ein paar Tage nur auf ein bestimmtes Projekt zu konzentrieren. Der Legal Hackathon bietet dafür die perfekte Gelegenheit. Ein weiterer Punkt, der mich zur Teilnahme bewogen hat, ist der interdisziplinäre Gedanke. Bei der Entwicklung einer Idee kommen verschiede Perspektiven zusammen: Man muss wirtschaftlich denken, rechtliche Konsequenzen beachten, aber auch technisches Know-how haben. Der Hackathon bietet eine Möglichkeit, diese Perspektiven miteinander zu verbinden und in eine spezielle Atmosphäre mit Gleichgesinnten einzutauchen. Und auch wenn wir nichts gewonnen hätten: Eine solche Veranstaltung macht wahnsinnig Spaß und man lernt tolle und interessante Leute kennen.

Was sind eure beruflichen Hintergründe, wer war mit in eurem Team?

Maximilian: Unser Team bestand insgesamt aus vier Personen. Die zwei weiteren Teammitglieder Yannik Tausch und Simon Lobinger kannte ich bereits aus unserem Legal-Tech-Verein in Bayreuth. Sarah, Simon und ich haben uns vorher bereits auf der Veranstaltung Meeting Legal Future in Freiburg kennengelernt. Yannik hatte ich an einer Akademie einen Monat vorher bereits schon mal getroffen. Ich habe zwei Jahre lang Mathematik und Informatik studiert, dann zu Jura gewechselt und mache ein digitales Zusatzstudium in Informatik an der Uni in Bayreuth. Eine Begeisterung für das Technische hatte ich schon immer. Das Thema Legal Tech ist für die Praxis einfach unglaublich relevant und darf in der Ausbildung meiner Meinung nach auf keinen Fall fehlen. Simon hat einen technischen Hintergrund und ist zu Jura gewechselt. Yannik studiert Informatik und Recht und besitzt damit eine große technische Kompetenz. Das heißt, wir sind alle an der Schnittstelle.

Sarah: Ich studiere Jura an der Universität Freiburg und habe eine Zusatzausbildung für Technik und Recht an der Uni gemacht. So bin ich schließlich in die Legal-Tech-Szene reingerutscht.

Wie war es, in einem Team aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten?

Sarah: Am Ende der Veranstaltung muss ein gutes Produkt dastehen. Und damit ein gutes Produkt entstehen kann, braucht man eben verschiedene Perspektiven. Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich die verschiedenen Disziplinen an ein Problem herangehen. Oftmals braucht man Input von jemandem, der wirklich Spezialist in einem anderen Gebiet ist, um zu sehen, was überhaupt erforderlich ist oder wie man manche Problemstellungen lösen kann. In diesem Rahmen zusammenzukommen und von den Stärken der anderen zu profitieren, ist unglaublich wertvoll. Und ohne diese einzelnen Stärken, gäbe es am Ende auch kein gut durchdachtes Produkt. Ein digitales Rechtsprodukt kann nur dann entstehen, wenn alle gleichberechtigt zusammenarbeiten. Wenn man sich das Jurastudium und den Rechtsmarkt anschaut, ist Interdisziplinarität leider oft noch nicht Realität. Wir hatten alle ähnliche Ideen und Bedürfnisse und wollten diese gemeinsam als Team verfolgen. Yannik war als einziger Teilnehmer remote dabei, das war wirklich toll. Wir haben ihn die ganze Zeit auf einer großen Leinwand gestreamt, so, als ob er live dabei gewesen wäre. Dafür bot der Hackathon alle technischen Möglichkeiten.

Maximilian: Interdisziplinarität ist ein großes Wort, dass sich alle auf die Fahne schreiben sollten und letztlich eine Frage des Mindsets ist. Man sollte die Bereitschaft mitbringen, auf die Bedürfnisse der Menschen aus anderen Bereichen einzugehen und sich selbst einbringen. Das lässt sich auf den gesamten Legal-Tech-Bereich übertragen. Der Rechtsmarkt muss sich öffnen und transformieren, da sich auch die Bedürfnisse der Mandanten verändern. Man muss die Bereitschaft haben, anders zu denken, auch wenn man über Legal-Innovation oder Legal-Design spricht.

Erzählt von Eurer Sieger-Idee… Was steckt dahinter?

Maximilian: Eine Idee beginnt ja häufig mit einem Problem, damit man einen echten Mehrwert schafft. Wir haben alle wahrgenommen, dass es sehr schwierig und mühsam ist, sich über das Jurastudium zu informieren. Wir haben das am Beispiel der juristischen Schwerpunktwahl bei der Uni Freiburg simuliert: Um an alle relevanten Informationen zu kommen, muss man sich durch über 20 verschiedene Seiten verschiedenster Institutionen durchklicken und zudem häufig noch aktiv nachfragen. Und das zieht sich durch weitere Bereiche, wie Fragen zur Anmeldung fürs Referendariat oder die Frage, welche Klausuren man in seinem Grundstudium schreiben muss. Unsere Idee war, diese Informationen zu sammeln und ein System mit diesen zu füttern, um schneller an alle relevanten Informationen zu kommen. Damit entstand „JustChat“. Konkret sieht das so aus, dass man eine Website ansteuert, auf der man spezifische Fragen stellen kann. So hat jeder Studierende quasi einen persönlichen Studienassistenten.

Sarah: Man muss sich vorstellen, wie groß diese Hürde erst für Menschen ohne akademischen Background oder Nichtmuttersprachler ist. Wenn man am Anfang des Studiums keinen Anschluss findet, ist man häufig schnell verloren. Durch eine Übersetzungsmöglichkeit soll der Zugang für solche Menschen zum Jurastudium noch erleichtert und die Zugangsschwelle gesenkt werden. Dafür haben wir zusätzlich noch den Impact-Preis erhalten. Neben dem Aspekt Bildungsgerechtigkeit wollten wir auch die Univerwaltung entlasten, die häufig mit Fragen bombardiert wird.

Habt Ihr Zukunftspläne als Team „JustChat“?

Sarah: Wir treffen uns gerade wöchentlich, um zu besprechen, wie wir die Idee weiterentwickeln können. Wir glauben daran, dass „JustChat“ ein gutes Produkt ist, vielen Studierenden wirklich helfen kann und sehen eine realistische Umsetzbarkeit. Jetzt geht es darum, mit weiterer Recherche zu klären, wie die technische Seite aussieht und auf welche Unis wir mit dem Projekt zugehen können. Wir sind auf jeden Fall motiviert und haben Lust, weiterzumachen!

Maximilian: Es ist schön zu sehen, dass man als jüngere Generation einen Impact erzielen kann und gleichzeitig viel für sich persönlich rausziehen kann. Alle Jurastudierenden können von einer solchen innovativen Veranstaltung nur profitieren.

Welche Erwartungen hattet Ihr an den Legal Hackathon? Wurden diese erfüllt?

Sarah: Unsere Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Der Service vor Ort war unglaublich: Angefangen vom Merch über das Catering, eine extra für uns aufgestellte Cocktailbar, Massagen und Yoga. Damit hatten wir alle nicht gerechnet. Es war die beste Arbeitsatmosphäre, die man sich vorstellen kann. Auch die Veranstalter war super drauf, hatten richtig Lust mit uns in Kontakt zu kommen und haben eine wirklich tolle Atmosphäre geschaffen. Außerdem war es toll, von den Mentoren Unterstützung zu bekommen und eine Coachingmöglichkeit zu erhalten. Wir würden jederzeit wieder mitmachen!

Sarah El Azzab Ibrahim studiert Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ADVANT Beiten beschäftigt sie sich unter anderem mit Fragen aus dem IT-Recht und Gewerblichen Rechtsschutz sowie aktuellen Themen im Tech-Bereich. Zudem ist sie Mitbegründerin und Co-Vorsitzende der Freiburger Legal-Tech-Initiative fruit - Freiburg Recht und IT.
Maximilian Volland studiert Rechtswissenschaften mit digitalem Zusatzstudium an der Universität Bayreuth. Als studentischer Mitarbeiter am Fraunhofer Institutsteil für Wirtschaftsinformatik beschäftigt er sich mit den Auswirkungen technologischer Innovationen auf den Rechtsbereich und das Jurastudium. Zudem ist er Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Bayreuther Initiative für Legal Tech e.V. (built).

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