Studentische Initiative eLegal
Recht & Verwaltung31 Mai, 2022

„In der universitären Ausbildung spielen unternehmerisches Denken und technische Kenntnisse immer noch eine viel zu geringe Rolle“ – Interview mit Luis Stade über eLegal

Im klassischen Jurastudium fehlt häufig der praktische Bezug zur Arbeitswelt. Beispielsweise werden aktuelle Themen rund um die Digitalisierung des Rechtsmarkts oft vernachlässigt. Aus diesem Grund stellen immer mehr studentische Initiativen Themen wie Legal Tech in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und entwickeln im Umgang damit innovative Ansätze. Aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Rechtsberatung für geflüchtete Menschen, gibt es mittlerweile hochinteressante Initiativen. Wolters Kluwer arbeitet mit einigen von ihnen eng zusammen und unterstützt sie auf verschiedene Art und Weise. Im Rahmen einer Interviewreihe stellt Wolters Kluwer die spannenden Kooperationen und deren Tätigkeiten vor.

Initiative: eLegal
Gründung: April 2019
Interviewpartner: Luis Stade, Vorstandsmitglied eLegal, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Legal Tech

Wodurch zeichnet sich die Initiative eLegal aus?

Die Initiative wurde aus der Erkenntnis heraus gegründet, dass an Universitäten das Lehrangebot zum Thema Legal Tech schlichtweg nicht vorhanden war. Seit unserer Gründung im April 2019 sind wir schnell gewachsen. Unsere Mitglieder setzen sich aus Studierenden, Young Professionals, aber auch berufstätigen Richter:innen zusammen und sitzen in 14 europäischen Städten, darunter Berlin, Hamburg, Hannover, Göttingen und Wien.

Wir möchten Studierende für das Thema Legal Tech begeistern, Lernangebote schaffen und damit digitale Kompetenz vermitteln. Dieser Spirit durchdringt alle Bereiche unserer Initiative. Besser als ein theoretisches Auseinandersetzen mit Legal Tech ist die praktische Anwendung. Daher lautet unser Motto: Learning by doing! Wir legen einen besonderen Schwerpunkt darauf, Studierende mit Legal Tech-Tools rechtliche Probleme lösen zu lassen und ihnen so ein besseres Verständnis für die technischen Möglichkeiten zu geben. Die Voraussetzung, um den Anforderungen von Legal Tech gerecht zu werden, ist ein Austausch mit verschiedenen Disziplinen: Hier setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Informatiker:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen die zum Teil selbst Mitglieder unserer Initiative sind und mit denen wir viele Projekte gemeinsam entwickeln.

Wie sehen diese Lernangebote konkret aus?

Das Aushängeschild von eLegal ist die von uns ins Leben gerufene Legal Tech University, ein weltweit einzigartiges Projekt. Mit dieser innovativen Selbstlernplattform wollen wir das Vermitteln von Legal Tech Skills upgraden. Wir haben die Materie in 25 verschiedene Kapitel aufgeteilt, die jeweils von einer Expertin oder einem Experten verfasst wurden. Die Expert:innen stammen aus Unternehmen, wie Wolters Kluwer, die das Thema „Legal Analytics“ beigesteuert haben.

Die Plattform ist für alle nach einer einmaligen Registrierung dauerhaft kostenfrei nutzbar und wird ständig weiterentwickelt. Unser langfristiges Ziel ist es, die Lernplattform in die universitäre Lehre im Bereich Legal Tech einzubinden. Auch Kanzleien und Rechtsabteilungen, die ihre Mitarbeitenden in diesem Bereich schulen wollen, möchten wir die Plattform anbieten und ein individuelles Lernkonzept bereitstellen. Eine vollumfängliche Nutzung ist seit dem Start im Februar 2022 möglich.

Darüber hinaus haben wir den Podcast „How to Legal Tech" ins Leben gerufen, der in Ergänzung zur Plattform kohärente Themen aufgreift sowie bespricht und anhand konkreter Beispielfälle das theoretische Grundlagenwissen über Tools und Geschäftsmodelle mit ihrer Anwendung verknüpft. Hier können wir regelmäßig Gäste aus der Praxis begrüßen. Neben der praktischen Erfahrung beim Podcasten, profitieren unsere Mitglieder auch von den Hintergrundgesprächen, die wir regelmäßig mit unseren Gesprächspartner:innen organisieren.

Abgerundet wird unser Bildungsangebot durch Workshops, eine Interviewreihe mit Gründer:innen, Anwält:innen, Politiker:innen und Professor:innen, unseren Newsletter, sowie verschiedenen Artikelveröffentlichungen.

Was sind die Ziele von eLegal?

Das Thema Legal Tech ist ein absoluter Trend in der Rechtsbranche. Leider wissen nur wenige, was wirklich hinter dieser Entwicklung steckt und wie sie sich darauf vor-bereiten können. In der universitären Ausbildung spielen unternehmerisches Denken und technische Kenntnisse immer noch eine viel zu geringe Rolle, das haben wir mit den Ergebnissen unserer selbstdurchgeführten Studie „Legal Tech Education Study“ unterstrichen. Unser Ziel ist es daher, die Legal Tech University als zentrale Anlaufstelle rund um das Thema Legal Tech zu etablieren und das Thema so allen Interessierten auf praktische Art und Weise zugänglich zu machen, um damit rechtliche, technische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.
Luis Stade studiert Jura und Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen. Erste Erfahrung im Bereich Digitalisierung sammelte er bei einem Smart City Projekt in einer deutschen Behörde. Danach arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter Legal Tech bei der Arbeitsrechtsboutique Pusch Wahlig Workplace Law, am Berliner Standort. Seit April 2022 ist er als Werkstudent Growth beim Start-up Legal OS tätig. Als Vorstandsmitglied bei eLegal ist Luis Stade für den Podcast und die Entwicklung des Vereinsnetzwerks zuständig.
Hier geht’s zum Gespräch mit Refugee Law Clinics Deutschland und hier zum Beitrag über das Legal Tech Lab Cologne.
Bildnachweis: Thought Catalog/Unsplash.com
Kontakte
Steffen Martini

Communications Manager

Wolters Kluwer Deutschland GmbH


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