Supply-Chain-Planung: Status quo und künftige Entwicklungen
Corona-Pandemie, Engpässe bei Halbleitern und anderen Komponenten, die ohnehin vielfältigen Herausforderungen einer globalisierten Wirtschaft und nicht zuletzt auch die Digitalisierung, die die Möglichkeiten, aber auch die Erwartungshaltung der beteiligten Akteure rapide verändert hat: Lieferketten weltweit sind in den vergangenen Jahren unter einen enorm hohen Transformationsdruck geraten. Dies stellt auch an die Planung und das Management neue Anforderungen. Ein effizientes Supply Chain Management ist für viele Unternehmen eine der wichtigsten Grundlagen für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
Vor diesem Hintergrund entstand die neue Studie BARC Supply Chain Planning Survey 2022, für die mehr als 100 Entscheider und Führungskräfte aus dem Supply-Chain-Segment befragt wurden. Der Fokus lag dabei ebenso auf aktuellen Vorgehensweisen wie zukünftigen Planungen und erwarteten Veränderungen.
In unserem aktuellen Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse des BARC Supply Chain Planning Survey 2022 zusammen.
Supply-Chain-Planung: Eine Frage der Definition
Was im Einzelnen genau unter Supply-Chain-Planung verstanden wird, ist durchaus eine Frage der Definition. Gemeinhin geht es dabei im Wesentlichen darum, alle Prozesse, die beispielsweise bei einem Produkt bis zur endgültigen Auslieferung an den Kunden erforderlich sind, bestmöglich aufeinander abzustimmen – und dies in Abhängigkeit davon, von welcher zukünftigen Angebots- und Nachfragesituation dabei ausgegangen wird.
Während dies grundsätzlich äußerst komplex ist, tragen neuere Technologien und Lösungen dazu bei, Teile der in der Supply-Chain-Planung enthaltenen Prozesse so weit wie möglich zu automatisieren. Dies bringt nicht nur Geschwindigkeitsvorteile mit sich, sondern kann auch die Qualität der Planung wesentlich verbessern.
Lieferkettenplanung meist auf C-Level
Wie wichtig das Thema Supply-Chain-Planung inzwischen in den Unternehmen eingestuft wird, unterstreicht die Verantwortung für den Bereich: Laut BARC-Studie ist die Lieferkettenplanung gewissermaßen „Chefsache“ und auf C-Level aufgehängt. Nur in knapp jedem vierten Unternehmen hingegen ist die Verantwortung auf mehrere Unternehmensbereiche aufgeteilt.
Auffallend ist, dass die meisten Unternehmensverantwortlichen ihre aktuellen Aktivitäten in Bezug auf die Planung der Supply Chain als deutlich besser als die ihrer Konkurrenz einschätzen: Nicht weniger als annähernd 85 Prozent sind der Ansicht, in diesem Bereich ähnlich gut (40 Prozent), zumindest etwas besser (33 Prozent) oder aber sogar deutlich besser (11 Prozent) aufgestellt zu sein. Allerdings gehen die Experten von BARC nicht davon aus, dass sich hinter diesen doch etwas erstaunlichen Zahlen primär eine Selbstüberschätzung der Unternehmen steckt. Deutlich wahrscheinlicher ist vielmehr, dass vielen Verantwortlichen derzeit noch nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten für eine bessere Supply-Chain-Planung bereits heute bestehen.
Werkzeuge der Wahl: Oft ERP und Excel
Dies zeigt sich zum Teil auch in der Wahl der Werkzeuge, die Unternehmen für die Planung ihrer Lieferkette einsetzen. Am häufigsten genannt werden hier ERP-Systeme, die „Allzweckwaffe“ Excel sowie Corporate-Performance-Management-Lösungen (CPM), allerdings sind keine klaren Favoriten zu erkennen. Dedizierte Lösungen speziell für das Lieferketten-Management spielen hingegen aktuell noch eine untergeordnete Rolle, was in besonderem Maße für kleinere Unternehmen gilt.
BARC weist explizit darauf hin, dass die genutzten Plattformen und Lösungen jeweils mit ihren Vor- und Nachteilen zu betrachten sind, was pauschale Urteile erschwert. So ist beispielsweise zumindest in der Theorie die Integration des Supply Chain Managements in das ERP-System ein attraktiver Ansatz. In der Praxis tritt jedoch häufig die Problematik auf, dass das ERP zu starr und unflexibel ist, um die Komplexität der Lieferketten-Planung abzubilden. Excel wiederum bietet hohe Flexibilität und wird nach Ansicht der BARC-Experten auch noch längerfristig eine wichtige Rolle spielen, hat jedoch klare Grenzen beim Analysieren und Visualisieren von Daten. Zudem besteht häufig die Gefahr von über die Jahre hinweg gewachsenen Insel- und Speziallösungen auf Excel-Basis, über die – wenn überhaupt – maximal noch der ursprüngliche Entwickler den Überblick behält.
KI und Analytik: Allheilmittel oder derzeit noch überschätzt?
KI, also der Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“, gilt vielfach als ein kommender Megatrend im Bereich von Planung und Analyse. Häufig zeigt sich dabei jedoch noch eine gewisse Unsicherheit mit Blick auf die tatsächliche Umsetzung und praktische Nutzbarkeit: Während manche Expertinnen und Experten riesiges Potenzial im Thema KI sehen, gehen andere etwas nüchterner an die Thematik heran.
BARC hat im Rahmen der aktuellen Studie auch untersucht, welche konkreten Entwicklungen und Projekte hinsichtlich KI im Bereich Supply-Chain-Planung bereits existieren. Dabei zeigt sich zunächst, dass viele Unternehmen in diesem Punkt noch eher am Anfang stehen: Mit rund 33 Prozent gibt etwa ein Drittel an, KI bereits für einzelne Lieferketten-Planungsprozesse einzusetzen. Lediglich 10 Prozent sagen bislang, dass KI-gestützte Technologie bereits im Umfeld der meisten ihrer Lieferketten-Prozesse zur Verwendung kommt.
Gleichwohl ist beim genaueren Blick auf die Daten erkennbar, dass das Potenzial der KI für die Supply-Chain-Planung offenbar durchaus erkannt wird. Denn immerhin 76 Prozent geben an, dass fortschrittliche Analysen und KI einen mittleren oder sogar großen Einfluss auf die Effizienz und Effektivität von Lieferketten-Prozessen haben.
Vorteile werden vor allem in Einkauf, Produktion und Logistik erwartet
Doch was genau versprechen sich Unternehmen überhaupt konkret vom KI-Einsatz? In der aktuellen BARC-Studie zeigt sich hier ein recht breit gefächertes Bild, das auch von der jeweiligen Position und Fachrichtung der Befragten abhängt. Am häufigsten genannt werden hier Bereiche wie Einkauf und Lieferantenmanagement, Fertigung und Produktion sowie die Vertriebs- und Auftragsplanung. Weitere Vorteile werden außerdem in Logistik und Lagerhaltung erwartet.
In Bezug auf die aktuelle Bereitschaft, bereits KI und Analytik in der Supply-Chain-Planung zu nutzen, sind auch klare Unterschiede mit Blick auf die Unternehmensgrößen erkennbar, was seine Gründe sicherlich auch in unterschiedlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten hat. Größere Firmen und Konzerne mit mehr als 5.000 Beschäftigten nutzen beispielsweise wesentlich häufiger bereits eine kontinuierliche, automatisierte Echtzeitplanung, als dies bei kleinen und mittelständischen Unternehmen der Fall ist. Die Experten von BARC gehen gleichzeitig davon aus, dass Firmen aus dem KMU-Segment durch den Einsatz moderner Lösungen für die Lieferkettenplanung relativ schnell und einfach aufholen könnten.
3 Tipps für Unternehmen, die ihre Lieferkettenplanung optimieren möchten
Die Analysten haben darüber hinaus drei grundlegende Tipps für Unternehmen zusammengestellt, die ihre Lieferkettenplanung mittels fortschrittlicher KI und Analytik optimieren möchten.
Zunächst gilt es, zu verstehen, dass man nach möglichen Anwendungsfällen in der Regel gar nicht lange suchen muss – denn gerade Mitarbeiter haben meist sehr konkrete Vorstellungen davon, welche Bereiche verbessert werden können. Um aus einem solchen Ansatz schließlich einen umsetzbaren KI-Anwendungsfall zu machen, geht es deshalb vor allem darum, die jeweilige Herausforderung beziehungsweise Problemstellung formell beschreiben zu können.
KI-Anwendungsfälle, die sich besonders für eine Umsetzung eignen, zeichnen sich durch eine Gemeinsamkeit hinsichtlich der zugrundeliegenden Daten aus: Die Daten sind verlässlich und konsistent und haben Einfluss auf das Ergebnis von Prozessen oder Ereignissen, die sich oft wiederholen oder häufig auftreten
Und schließlich ein dritter Punkt, den die BARC-Experten explizit hervorheben: Es genügt nicht, die angesprochenen Daten theoretisch „irgendwo“ zu haben – sie müssen auch entsprechend verfügbar gemacht werden können. Empfohlen wird hierfür die Einführung eines sogenannten Data Lake. Anders als etwa bei gängigen Data-Warehouse-Konzepten werden die Daten hier im jeweiligen Rohformat aus den verschiedenen Quellsystemen gesammelt, ohne vorab gefiltert oder transformiert zu werden. So entsteht ein zentraler, gut zugänglicher und schnell aktualisierbarer Ort für sämtliche Unternehmensdaten. Und genau diese Verfügbarkeit der Daten ist letztlich die wichtigste Grundvoraussetzung dafür, die Supply-Chain-Planung nachhaltig zu optimieren und von neuen Ansätzen und Anwendungsfällen hinsichtlich prädiktiver Analytik und KI profitieren zu können.
Sie möchten mehr darüber erfahren, welche Ergebnisse die neue Studie BARC Supply Chain Planning Survey 2022 erbracht hat und welche konkreten Empfehlungen die Experten für Unternehmen rund um die Planung der Lieferkette aussprechen? Hier erhalten Sie weitere Informationen und können die vollständige Studie herunterladen.
Einblicke gewinnen. Werte schaffen. Das Business vorantreiben.
Mit CCH Tagetik Innovationen vorantreiben.