Ein Bericht von Christian Hartz, Legal Engineer bei Wolters Kluwer Deutschland & Uthority Teammitglied
Der Global Legal Hackathon (GLH) war für uns alle eine sehr intensive Erfahrung. Noch auf der Reise nach New York hat keiner von uns wirklich damit gerechnet, dass wir eine Chance auf den Sieg haben. Wenn ich zurück an den ersten Pitch meiner Idee denke, fühlt es sich an, als wäre eine Ewigkeit vergangen, obwohl der Hackathon in Frankfurt, wo alles begann, gerade einmal rund 2 Monate her war. Mein erster Gedanke bei dem Pitch in Frankfurt war die Frage, ob es überhaupt jemanden geben wird, der diese Idee so gut findet, dass er gemeinsam mit mir ein Team bilden kann. Offenbar war die Idee ganz gut!
Wenn ich jetzt daran denke, dass mehr als 6.000 Menschen weltweit angetreten sind und unser Team eines der drei Gewinner ist, ist das eine unglaubliche Geschichte. Diese eine Idee hat nicht nur damals überzeugt, ein Team zu werden, sondern auch drei verschiedene Jurys: Die in Frankfurt, die der globalen Zwischenrunde und die Vertreter im Finale in New York. David Fisher, Gründer von Integra Ledger und des Global Legal Hackathons, erzählte in seiner Eröffnungsrede, dass bei dieser Anzahl an Menschen, der Prozentsatz der Teilnehmer im Finale bereits geringer sei als der Prozentsatz, der in Harvard zugelassenen wird.
Unsere Reise nach New York
Wie aber kam es dazu, dass wir den Global Legal Hackathon gewonnen haben? Seitdem uns aufgrund der Zeitverschiebung eines Nachts mitgeteilt wurde, dass wir im Finale sind, hat unser Team fieberhaft daran gearbeitet, die Voraussetzungen zu schaffen, um im Finale auch eine echte Chance zu haben.
Die App selbst wurde mehrfach überarbeitet und optimiert. Layout und Technik wurden aufgrund von Experteninterviews angepasst, eine Anonymisierungsfunktion eingebaut. Aber auch die Präsentation mit Business-Modell und Roll-Out-Plan wurden von unserem Teammitglied Marianna Matokhniuk mehrfach ganz neu erstellt, da wir auch diese immer wieder mit Experten validierten.
In den Tagen vor Abgabe war dann – trotz aller Planung – Panik angesagt. Die finale Präsentation „taugte nichts“, so die Bewertung aus einem Experteninterview und die Live-Präsentation, die wir uns vorgestellt hatten, musste durch ein Video ersetzt werden.
Als dann auch diese Probleme endlich gelöst waren und alles abgesendet war, haben sich vier aus unserem Team, Marianna Matokhniuk, Axel Goldmann, Benjamin Polster und ich, auf den Weg nach New York gemacht. Axel war bereits ein paar Tage vorher geflogen, der Rest des NYC-Teams startete freitags vor dem GLH. Obwohl wir alle mit unterschiedlichen Flugzeugen von Frankfurt aus starteten, waren wir annähernd zeitgleich in New York am JFK gelandet und haben uns dort zum ersten Mal seit Mitte Februar wiedergesehen. Axel trafen wir kurze Zeit danach, um gemeinsam im Hard-Rock-Café in der Nähe des Time Squares das Finale zu planen. 6.200km für ein gemeinsames Abendessen und eine erste Besprechung – ein bisschen surreal war das schon.
Um dem Jetlag vorzubeugen waren wir noch lange in NYC unterwegs und haben uns die Public Library, die Grand Central Station und viele weitere Attraktionen angesehen.
Der Tag der Entscheidung
Am nächsten Morgen ging es ans Vorbereiten für den Pitch – wir hatten ja noch fast einen ganzen Tag… Marianna machte sich Gedanken dazu, wie Story etc. aussehen sollen und Axel, Benjamin und ich arbeiteten an der Präsentation des Videos. Der Text wurde so lange immer wieder bearbeitet, bis alles perfekt zum Video passte. Nachdem Marianna zurückgekommen war, wurde auch ihr Text erneut drastisch gekürzt, da der erste Pitch-Versuch alleine für das Schildern des Problems mehr als 5 Minuten gedauert hatte. Nach vielen weiteren Durchgängen war es soweit und wir konnten uns auf den Weg zu der Anwaltskanzlei „White&Case“ machen, wo die Final-Gala stattfand.
Dort bauten wir unser Roll-Up auf, legten unsere Uthority-Merchandise-Artikel aus und wurden von der großen Nachfrage nach unserer Idee erneut überrascht. Es gab so viele Interessenten, denen wir unsere App vorführen konnten – ein tolles Gefühl.
Da wir das letzte Team waren, das seine Arbeit vorstellen durfte, konnten wir die Zeit davor „entspannt“ für andere Dinge nutzen. So wurden Marianna, Axel, Benjamin und ich zum Beispiel von Laurence Colletti, dem Executive Producer von Legal-Talk-Network zu Uthority interviewt.
Der Final-Pitch
Dann kam endlich der große Moment. Marianna startete und als ich an der Reihe war, war sie 12 Sekunden langsamer als bei unseren Demo-Pitches. Also wusste ich, dass ich auf keinen Fall langsamer als 1:18 sein dürfte. Keine Ahnung, ob ich es am Schluss geschafft habe, die 1:18 kamen mir vor wie 10 Sekunden. Marianna wusste aber genau, an welcher Stelle sie noch Zeit rausschlagen konnte und schaffte somit eine Punktlandung.
Da wir das letzte Team waren, war die Wartezeit nicht sonderlich lange. In der Zwischenzeit stellt Chantal Vermeire (Head of Strategy in the Legal und Regulatory Division von Wolters Kluwer) den Future-Ready-Lawyer-Bericht vor.
Kurz danach machte sich Cori Goudchaux auf den Weg zum Rednerpult, um das Ergebnis der Entscheidungen aller Jurymitglieder (Chantal Vermeire (Wolters Kluwer), Esther Dediashvili (FBC & Co), Joshua Ashley Klayman Kuzar (Klayman LLC), Oz Benamram (White&Case LLP), Kevin Mulcahy (Neota Logic) and Leo Eldua (Koibanx)) zu verkünden.
Zuerst wurden die Sieger für Growl und danach für Business bekanntgegeben, so dass es noch etwas dauerte, bis endlich unsere Kategorie „Access to Justice“ an der Reihe war. Chantal Vermeire (Wolters Kluwer) machte es zum Glück gar nicht zu spannend, sondern erklärte, dass es ein Land sei, welches sie häufig aufsuchte, so dass wir schnell darauf schließen konnten, dass es Brasilien, das Land der beiden anderen Mitbewerber (Rui und YouSolve), nicht sein konnte. Als sie dann Deutschland und Uthority sagte, sind wir sofort aufgesprungen und nach vorne gestürmt. Unsere Kollegen in Deutschland haben wir direkt danach über unsere WhatsApp-Gruppe informiert, so dass auch sie Bescheid wussten. Das war ein toller Moment, der viel zu schnell verstrichen ist.
Den Sieg haben wir anschließend mit allen anderen, die am Finale beteiligt waren, angemessen gefeiert und auch dort natürlich die Zeit genutzt, noch etwas Networking zu betreiben.
So geht es nach dem Sieg für Uthority weiter
Für Marianna ging es direkt am nächsten Tag zurück nach Frankfurt. Benjamin nutzte die Zeit für einen Business-Trip in den USA und Axel genoss seinen Urlaub noch etwas. Ich selbst nutzte den folgenden Montag noch, um die Kollegen von Wolters Kluwer New York zu besuchen. Das Team aus New York jedenfalls war sich beim Frühstücken am Morgen nach der Gala einig, dass es Uthority weiterverfolgen möchte.
Zunächst aber wird eine Konsolidierungsphase kommen, in der das ganze Team entscheiden muss, wer weiter dabei sein möchte und wie wir uns aufstellen werden. Das heißt aber nicht, dass wir in der Zeit von der Bildfläche verschwinden. In Madrid stellen wir auf der IACCM-Conference Uthority vor, worauf wir mächtig stolz sind.
Bedanken möchten wir uns ganz herzlich bei Wolters Kluwer Deutschland, die nicht nur den Global Legal Hackathon in Frankfurt ausgerichtet haben, so dass wir uns alle überhaupt erst kennengelernt haben, sondern auch dafür, dass sie uns bei der Reise in die USA unterstützt haben.