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Recht & Verwaltung29 Januar, 2024

„Schulleitungen sind mit dem Grad der Digitalausstattung deutlich zufriedener als im letzten Jahr“ – Interview über die Ergebnisse der Zukunftsstudie Schulmanagement 2023

Mit der jährlichen „Zukunftsstudie Schulmanagement – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ zeigt Wolters Kluwer auf, wie Schulleiter:innen und (seit diesem Jahr auch) Schulträger ihre eigene Digitalisierung erleben, welche Aufgaben sie für die nächsten Jahre als vorrangig ansehen und welche digitale Unterstützung sie dazu fordern. Über die zentralen Ergebnisse der diesjährigen Studie sprachen wir mit Gerda Sandner, Programmleiterin Schulmanagement, Bertram Güntsch, Senior Produktmanager Schulmanagement, und Dr. Bernadette Kalkert, Senior Innovation Project Manager, die bei Wolters Kluwer verantwortlich sind für die „Zukunftsstudie Schulmanagement”. 

Was ist der Inhalt der Studie und welche konkreten Handlungsempfehlungen erhoffen Sie sich? 

Gerda Sandner: Unsere Studie beleuchtet drei wichtige Bereiche im Zusammenhang mit Schulleitung und Digitalisierung. Der erste Bereich betrifft die Nutzung und Anwendung digitaler Recherche- und Workflowtools durch die Schulleitung selbst, insbesondere im Hinblick auf Qualitäts- und Personalmanagement. Der zweite Bereich betrachtet die Rolle der Schulleitung als Vermittler digitaler Kompetenzen. Und der dritte Bereich untersucht die Nutzung von IT-Infrastruktur durch die Schulleitung.  

Bertram Güntsch: Unser Ziel ist es, mit dieser Studie den Diskurs rund um die Themen Schulleitung und Digitalisierung voranzutreiben und gleichzeitig Entwicklungsbedarf und Optimierungsmöglichkeiten im Umgang mit digitalen Tools aufzuzeigen. Wir möchten auf Bedürfnisse und Anforderungen aufmerksam machen, die strukturelle Entscheidungen im Bildungsbereich beeinflussen können, und Schulleitungen sowie Schulaufsicht und Schulträger bei ihren Prozessen unterstützen. 

Was sind in diesem Jahr die zentralen Studienergebnisse? 

Gerda Sandner: Unsere Studie hat einige interessante Ergebnisse hervorgebracht. Im Vergleich zur Umfrage von 2022 hat sich zum Beispiel die Prioritätensetzung der Schulleitungen auf die Frage, für welche Handlungsfelder Fachinformationen benötigt werden, verschoben. Recht steht jetzt an erster Stelle, während Digitalisierung auf Platz zwei stehend etwas an Bedeutung verloren hat. Die technischen Probleme im Schulleitungsalltag sind auf den dritten Platz abgerutscht.  

Dr. Bernadette Kalkert: Was den Stand der Digitalisierung an ihrer Schule betrifft, sind Schulleitungen positiver gestimmt als noch im Vorjahr. Im Gegensatz dazu beurteilen Schulträger den Stand an ihren Schulen oft nur als „ausreichend. Einig sind sich Schulleitungen und -träger jedoch beim Thema Qualitätsmanagement an Schulen. Dies ist eine der vorrangigen gemeinsamen Aufgaben der nächsten Jahre und kann am besten mit einem für Schulen passenden digitalen Tool bewerkstelligt werden. Auch im Bereich Personalmanagement wünschen sich Schulleitungen digitale Hilfestellung, da dies ein zentraler, aber zeitaufwändiger Bereich für sie ist. 

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um Schulleitungen und -träger mit den notwendigen juristischen Informationen auszustatten, damit sie ihre Aufgaben erfolgreich bewältigen können? 

Gerda Sandner: Dass Recht nun das Thema Digitalisierung als höchste Priorität abgelöst hat, kann einerseits darauf zurückzuführen sein, dass die Aktivitäten im Rahmen des DigitalPakts Früchte tragen und andererseits, dass Recht schon immer ein wichtiges Thema für Schulleitungen war und sich seine Bedeutung zurückholt. Gerade für Schulleiter:innen ohne juristischen Hintergrund ist die Aufbereitung juristischer Informationen besonders wichtig, da diese oft in einer speziellen rechtlichen Sprache verfasst sind und rechtliche Argumentationen oft sehr ausführlich und komplex sind. Daher werden aufbereitete Fälle und die dazu passenden Lösungen sowie Checklisten, mit Hilfe derer schulische Vorkommnisse geordnet abgehakt werden können, besonders gewünscht. Strukturierte Darstellungen sind ebenfalls wichtig, um eine juristische Situation in den Gesamtkontext einordnen zu können. 

Bertram Güntsch: Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass Schulleiter:innen vermehrt auf Online-Artikel und Online-Informationen zurückgreifen, um sich zu informieren. Behörden-Webseiten sind dabei die erste digitale Anlaufstelle, gefolgt von einer generischen Google-Suche und verlagsgesteuerten Fachportalen wie Wolters Kluwer Online. 

Wie können Schulträger sicherstellen, dass auch die IT-Ausstattung für Schulleiter:innen ausreichend gefördert wird? 

Bertram Güntsch: Unsere Studie zeigt, dass es bei der IT-Infrastruktur und -Betreuung an Schulen eine positive Trendwende gibt. Im Vergleich zum Vorjahr bewerten 85 Prozent der Befragten ihre Infrastruktur als „befriedigend bis „sehr gut. Die Betreuung erfolgt vorwiegend durch einen Mitarbeitenden des Schulträgers oder einen externen Dienstleister. Allerdings ist die Zufriedenheit bei der IT-Ausstattung für Leitungsaufgaben gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr (40 Prozent) bewerteten 2023 schon 50 Prozent der Befragten die Leitungs-IT-Ausstattung als „befriedigend bis „ungenügend 

Gerda Sandner: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Digitalisierung der Schulleitung bei all den Bemühungen um den DigitalPakt und DigitalPakt 2.0 möglicherweise vernachlässigt wird. Hier kommt die Spaltung der Zuständigkeiten zum Tragen. Während die digitale Infrastruktur und Ausstattung für Schule, Unterricht, Kollegium, Schülerschaft und Administration gefördert werden, gehen die Schulleiter:innen oft leer aus. Ein Appell an die Schulträger, ihre schulische Führungsmannschaft nicht im Stich zu lassen, ist daher wichtig. 

Wie können digitale Tools Qualitätsmanagement- und Personalmanagementprozesse an Schulen unterstützen? 

Dr. Bernadette Kalkert: Qualitätsmanagement für Schulleitungen ist in diesem Jahr ein Top-Thema in unserer Studie. Nach den anstrengenden Corona-Zeiten rückt die Schul- und Unterrichtsentwicklung wieder in den Fokus und Schulleitungen schätzen das Thema zu 96 Prozent als „wichtig oder „sehr wichtig ein. Dabei wünschen sich Schulleitungen digitale Unterstützung sowohl bei der Dokumentation geplanter und durchgeführter Maßnahmen als auch bei der Etablierung und Einhaltung von Qualitätsmanagementprozessen.  

Bertram Güntsch: Im Bereich Personalmanagement bleibt die Personalgewinnung eine der drängendsten Herausforderungen der nächsten Jahre. Schulleitungen sehen sich dabei vor allem mit der Schwierigkeit konfrontiert, große Kollegien effektiv zu führen und regelmäßige Beurteilungen und Feedbackgespräche durchzuführen. Daher wünschen sie sich vor allem für Beurteilungen digitale Unterstützung und speziell auf schulische Bedürfnisse zugeschnittene Software im Bereich Fortbildung und Personalentwicklung. 

Wie können Schulträger und Schulleitungen zusammenarbeiten, um die Digitalisierung sowohl bei den Schulen als auch bei den Trägern voranzutreiben? 

Gerda Sandner: Im Gegensatz zur letzten Studie wurde dieses Jahr neben der Befragung der Schulleitungen das Augenmerk auf die Schulträger gelegt. Schulträger haben bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf. Der DigitalPakt, der hauptsächlich auf die Ausstattung der Schulen abzielt, reicht offenbar nicht aus, um auch die digitale Ausstattung der Träger zu fördern.  

Dr. Bernadette Kalkert: Schulträger wünschen sich daher eine bessere digitale Softwareausstattung ihrer Arbeitsplätze und sehen digitale Tools für IT und Digitalisierung sowie Dokumenten- und Wissensmanagement als besonders wichtig an. Schulträger und Schulleitungen sollten gemeinsam daran arbeiten, die Digitalisierung auch bei den Trägern voranzutreiben.  

Welches Studien-Fazit würden Sie ziehen? 

Gerda Sandner: Schulleitungen sind stark von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Es dauert oft Jahre, bis politische Maßnahmen im Schulalltag umgesetzt werden. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess jedoch beschleunigt. Schulträger haben oft höhere Ansprüche an ihren eigenen Wirkungskreis als Schulleitungen, insbesondere in Bezug auf Digitalisierung. Rechtliche Fragestellungen sind ein Dauerbrenner und können zu Unsicherheit und mangelnder Kontrolle führen.  

Bertram Güntsch: Eine weitere Erkenntnis ist, dass Personalmanagement eine weitere Herausforderung, insbesondere im Hinblick auf den Lehrkräftemangel, darstellt. Außerdem messen Schulleitungen der Fortbildung und Weiterentwicklung des Kollegiums zunehmend Bedeutung bei, um die Qualitätsentwicklung an Schulen voranzutreiben.  

Dr. Bernadette Kalkert: In Summe lässt sich aus unserer Sicht festhalten, dass Schulleitungen mit dem Grad der Digitalausstattung an ihren Schulen deutlich zufriedener sind im Vergleich zu ihrer letztjährigen Bewertung und im Gegensatz zur Einschätzung der Schulträger, die sowohl für die Schulen als auch für den eigenen Schreibtisch noch Verbesserungspotential beim infrastrukturellen sowie beim Software-Angebot sehen. Durch die Implementierung flexibler Lösungen, die eine nahtlose Integration von digitalen Prozessunterstützungen und relevantem Wissen an den jeweiligen notwendigen Punkten ermöglichen, können die Herausforderungen erfolgreich bewältigt werden. 

Gerda Sandner ist Programmleiterin Schulmanagement bei Wolters Kluwer in Deutschland.
Bertram Güntsch ist Senior Produktmanager Schulmanagement bei Wolters Kluwer in Deutschland.
Dr. Bernadette Kalkert ist Senior Innovation Project Manager bei Wolters Kluwer in Deutschland.

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