Recht & Verwaltung21 Mai, 2025

DataBri-X: Interview mit Christian Dirschl und Anke Losch über das europäische Forschungsprojekt

Seit Oktober 2022 beteiligt sich Wolters Kluwer an DataBri-X, einem europäischen Forschungsprojekt, das zum Ziel hat, Datenräume zu schaffen, die sicher, sinnvoll und einfach nutzbar sind. Christian Dirschl, Chief Content Architect, und Anke Losch, Senior Digital Product Manager bei Wolters Kluwer in Deutschland, geben in diesem Interview Einblicke in die Arbeit von Wolters Kluwer innerhalb von DataBri-X und erläutern, worum es im aktuellen Legal Data Space Pilot, einem Prototyp speziell für juristische Daten, geht und wie konkrete Anwendungsfälle aussehen. 

Was steckt hinter DataBri-X? 

Christian Dirschl: DataBri-X ist ein Forschungsprojekt, das von der EU gefördert wird und bis September 2025 läuft. Insgesamt beteiligen sich 14 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft, mit dem Ziel, den Weg zu einer gemeinsamen europäischen Datenökonomie zu unterstützen.  

Anke Losch: DataBri-X möchte den Umgang mit Daten in Datenräumen einfacher und gleichzeitig sicherer machen. Dafür erstellen wir gemeinsam mit den Partnern eine Toolbox. Jedes Tool kann andere Aufgaben erledigen, die bei der Nutzung von Daten in unterschiedlichen Anwendungsfällen benötigt werden. Solche Aufgaben sind z. B. das Anreichern von Daten mit Informationen, Datenanalysen oder auch die Kontrolle der Datenqualität. Dabei entwickelt ein Teil der teilnehmenden Partner die Technik, also Werkzeuge und Dienste. Die anderen Partner, zu denen auch Wolters Kluwer gehört, verproben diese Technik in echten Anwendungsfällen. So wird direkt getestet, was in der Praxis funktioniert und was nicht. 

Und was genau macht Wolters Kluwer in dem Projekt? 

Christian Dirschl: Wir sind ein Use Case Partner. Das heißt, wir nutzen die Technik aus dem Projekt im juristischen Bereich. Konkret kümmern wir uns um drei Dinge: Erstens bringen wir unser tiefgründiges Wissen über den Rechtsmarkt ein. Damit helfen wir dabei, herauszufinden, wie ein juristischer Datenraum aussehen muss, damit er in der „Legal Community“ auch wirklich ankommt. Zweitens sorgen wir dafür, dass die Toolbox auf juristische Inhalte angepasst wird, denn juristische Texte haben ihre ganz eigenen Regeln. Und drittens unterstützen wir das Projektteam bei rechtlichen Fragen, vor allem wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht. 

Um den sicheren Umgang mit Daten in Datenräumen zu gewährleisten, nutzt DataBri-X JenPlane – was genau ist das? 

Anke Losch: JenPlane ist eine neu entwickelte Methodik und gleichzeitig ein Softwaretool und stellt das Herzstück von DataBri-X dar. Es sorgt dafür, dass Datenräume sicher und zuverlässig genutzt werden können. Man kann sich das wie ein digitales Cockpit vorstellen, in dem man Datenworkflows mit eigenen Kriterien (also flexibel) zusammenstellen und starten kann.  

Christian Dirschl: Das Besondere ist, dass JenPlane Vorschläge macht, welche Tools für bestimmte Aufgaben am besten passen, etwa wenn es besonders energieeffizient oder kostengünstig sein soll. Das Ganze läuft dann automatisiert über eine Workflow Engine ab. 

Aktuell arbeitet ihr an einem Legal Data Space Pilot. Was steckt dahinter? 

Anke Losch: Das ist ein Prototyp, den wir von Wolters Kluwer im Rahmen von DataBri-X entwickelt haben. Er zeigt, wie ein Legal Data Space, also ein Datenraum mit juristischen Inhalten, grundsätzlich aufgebaut sein kann. Darin enthalten ist eine Auswahl an Werkzeugen aus der Toolbox, die speziell für juristische Daten angepasst wurden. Außerdem haben wir einen kompletten Workflow beispielhaft in JenPlane hinterlegt und zeigen so, wie man mit diesen Tools im juristischen Umfeld arbeiten kann und welchen konkreten Nutzen das bringt. 

Wie sehen denn konkrete Anwendungsfälle aus? 

Christian Dirschl: Unsere Marktanalyse hat gezeigt, dass es der „Legal Community“ nicht reicht, einfach nur eine Plattform zu haben, auf der man Daten suchen, finden und herunterladen kann. Im juristischen Bereich gibt es schon viele öffentlich zugängliche Quellen, die genau das bieten. Was stattdessen wirklich gebraucht wird, sind Werkzeuge und Dienste, mit denen man juristische Daten gemeinsam mit eigenen Inhalten weiterverarbeiten kann – und zwar in einem rechtssicheren und vor Cyberangriffen geschützten Umfeld.  

Anke Losch: Genau das stellt der eben genannte Workflow in JenPlane, den wir im Legal Data Space Pilot zeigen, dar. Beispielsweise laden wir einen Datensatz mit hunderten Urteilen hoch. Dann laufen verschiedene Anreicherungen darüber, es werden etwa Metadaten ergänzt oder Inhalte analysiert. Anschließend berechnen wir die semantische Ähnlichkeit der Dokumente. Wir schauen, wie nah sie sich inhaltlich sind und stellen das Ergebnis grafisch dar. So wird deutlich, welche Urteile thematisch zusammengehören. Das verproben wir mit Originalurteilen aus Deutschland und Polen. Diese angereicherten Daten kann man anschließend herunterladen und zusätzlich mit z. B. einer Blockchain-Technologie absichern, das heißt „unveränderlich“ machen. 

Im DataBri-X Webinar „Legal Data Space results by Wolters Kluwer” am 27. Mai 2025 um 13 Uhr stellen unsere beiden Expert:innen Christian Dirschl und Anke Losch den Legal Data Space Pilot sowie Anwendungsfälle vor. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung. 

Bildnachweis: Dmitry/stock.adobe.com

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