Zukunftsaussichten – Behalten Sie u.a. die Digitalisierung im Auge
Recht & Verwaltung01 April, 2022

Zukunftsaussichten – Behalten Sie u.a. die Digitalisierung im Auge

Wie in „Bildung 2030 – Sieben Trends, die die Schule revolutionieren“ (Burow & Gallenlamp 2017) als Ergebnis einer Befragung führender Erziehungswissenschaftler gezeigt hat, zeichnen sich aufgrund der rasanten gesellschaftlichen Umbrüche in der Folge von Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel, Migration, Zunahme des Gegensatzes von Arm und Reich – um nur die wichtigsten Punkte zu nennen – dramatische Veränderung ab, die sich auch auf die Schulen auswirken.

Es handelt sich dabei um folgende Trends:

  1. Digitalisierung
  2. Personalisierung und neue Lehrerrolle
  3. Vernetzung
  4. Veränderung des Lehr-/Lernraums
  5. Gesundheitsorientierung
  6. Demokratisierung
  7. Glücksorientierung

Der Trend zur Digitalisierung

Fast alle unserer Lebensbereiche wird durch die Digitalisierung dazu führen, dass wir alle immer stärker in digitalen Welten – mit ihren Chancen und Gefahren leben werden. Schule kann diese Entwicklung nicht ignorieren oder durch Verbote umgehen. Vielmehr wird die Befähigung zu kritischer Urteilskompetenz im Umgang mit den neuen Medien zu einer zentralen Herausforderung. Lehren und Lernen werden durch die sich gerade entwickelnden interaktiven Lernplattformen personalisiert. Aufgrund von data mining, der Nachverfolgung von Lernaktivitäten der Schüler, wird es möglich passgenaue Lernangebote bzw. Lernumgebungen zu bieten. Lehrer/-innen werden sich somit zumindest teilweise von „Unterrichtern“ zu Lernumgebungsdesignern, zu Lernberatern und Coaches wandeln.

Damit einher gehen wird ein schrittweiser Abschied vom klassischen Unterrichtsraum, denn in Zeiten mobilen Lernens kann man Lerngebote zeit- und ortsunabhängig gemäß persönlichen Präferenzen über Mobile Devices wie Smartphone und Tablet wahrnehmen. Wie die Schulwelt aussehen könnte, zeigt die Montagsstiftung auf ihrer Homepage http://schulen-planen-und-bauen.de/ und in ihrem gleichnamigen Handbuch. Hier entstehen innovative architektonische Schulkonzepte, die die neuen Möglichkeiten des Lehrens und Lernens berücksichtigen und die Idee des „Raum als dritter Erzieher“ umsetzen. Aufgrund der Digitalisierung verliert Schule ihren abgeschlossenen Charakter und wird Teil einer global vernetzten Welt. Aus dem Klassenraum heraus kann man via Skype mit englischen native speakers Sprachenunterricht machen, politische Teilhabe organisieren, einen Wikipedia-Artikel schreiben oder eine Schülerfirma gründen.

Aber in dem Maße, in dem die Digitalisierung voranschreitet, wird der analoge Bereich wieder wichtiger. Als der PC auftauchte, dachte man, es würde kein Papier mehr gebraucht. Die Wahrheit ist: Nie wurde so viel ausgedruckt wie seit dem Erscheinen des Computers. Ähnlich wird es sich mit der Digitalisierung verhalten: Je öfter wir hinter Bildschirmen sitzen, oder auf das Handy starren, desto stärker wird das Bedürfnis nach echtem Kontakt.

Die Ausübung von Tanz, Theater, Musik, Sport etc., die Entwicklung der kulturellen Bildung bzw. der Kulturschule (Fuchs 2017), wird wichtiger werden, ebenso wie der Aufbau gesundheitsförderlicher Schulen. Auch die Demokratisierung der Schule, im Angesicht der weltweiten Rückkehr autoritärer Populisten, ist eine ungelöste Zukunftsherausforderung.

Stellen Sie sich Fragen! – Finden Sie Antworten!

In einer Gesellschaft, in der die materiellen Grundlagen weitgehend befriedigt sind, wächst das Bedürfnis nach Sinn und Potenzialentfaltung. Der Heidelberg Berufsschulrektor Ernst-Fritz Schubert (2008) hat auf dieses Bedürfnis mit der Erfindung und Einführung des Schulfachs Glück reagiert. Doch das kann nur der erste Schritt sein, denn Glück bzw. Wohlbefinden sollten nicht in ein Schulfach ausgelagert werden, sondern übergreifender Orientierungspunkt zukunftsfähiger Schulentwicklung sein. Deshalb lautet die erste Frage, die an Schulkollegien in Zukunftswerkstätten gestellt werden:

„Was ist das wichtigste Ziel bei der Entwicklung Ihrer Schule?“

Der erste Lehrstuhlinhaber der Pädagogik, Ernst-Christian Trapp (1780), wusste darauf eine wegweisende Antwort: „Erziehung ist Bildung des Menschen zur Glückseligkeit“. Seit Trapp scheint das Glück aus der Erziehungswissenschaft und vielen Schulen verschwunden zu sein, wie in „Positive Pädagogik“ (Burow 2011) detailliert herausgearbeitet wurde. Schulentwicklung wird nur dann auf Akzeptanz stoßen und damit zukunftsfähig sein, wenn sie einen Beitrag zur Klärung der Werte leistet, die uns bei der Erneuerung von Schule und Unterricht im Zeitalter der Disruption antreiben: Wozu machen wir die ganze Veranstaltung? Was sind die zentralen Herausforderungen, denen sich wir und unsere Schüler zu stellen haben? Diese Frage muss jede Lehrkraft, jedes Kollegium, jede Schule für sich selbst beantworten. Entscheidend ist, dass am Beginn von Schulentwicklungsvorhaben dieser Diskurs mit allen Beteiligten geführt wird, um die Werte und damit den „Zukunftscode“ zu klären, der als Orientierungsmarke das Handeln der Beteiligten leiten soll.

Anregung für diesen Diskurs können die acht Cs geben, die Ken Robinson (2015) in seinem programmatischen Buch „Creative Schools –Revolutionizing Education from the Ground Up“ vorgestellt hat, welche in der Arbeitshilfe in diesem Beitrag zusammengefasst dargestellt werden.

Literatur

Burow O.A. & Gallenkamp C. (Hg.) (2017): Bildung 2030. Sieben Trends, die Schule revolutionieren. Weinheim.
Burow O.A. (2011). Positive Pädagogik. Sieben Wege zu Lernfreude und Schulglück. Weinheim.
Fuchs M. (2017): Kulturelle Schulentwicklung. Weinheim.
Robinson K. (2011). Out of Our Minds. Learning tob e Creative. Chichester.
Trapp E. C. (1780/1977): Versuch einer Pädagogi. Unveränderter Nachdruck der 1. Ausgabe Berlin 1780. Besrogt von Ulrich Herrmann: Paderborn.

Bildnachweis: Gorodenkoff/stock.adobe.com
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