Europa darf bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nicht den Anschluss gegenüber den USA und China verlieren. Dabei dürfen aber ethische Überlegungen nicht außer Acht gelassen werden, forderte Paul Nemitz, Hauptberater in der EU-Kommission, Generaldirektion Verbraucherschutz und Justiz, vor rund 250 Teilnehmern auf dem 3. Anwaltszukunftskongress, der am 13. und 14. September in Düsseldorf stattfand. Derzeit arbeitet eine Expertengruppe an einem Ethikkatalog, den die EU-Kommission Ende des Jahres der Öffentlichkeit vorstellen wird, kündigte er an. Den Anwaltszukunftskongress haben der Kanzleispezialist Soldan und der Wissens- und Informationsdienstleister Wolters Kluwer Deutschland, 2016 ins Leben gerufen, um Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte für die rasanten Umwälzungen auf dem Rechtsberatungsmarkt zu sensibilisieren, die mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergehen.
Brigitte Zypries zeichnete „Women of Legal Tech“ aus
Dass sich keineswegs nur Männer für die neuen Technologien interessieren und begeistern, zeigte die Preisverleihung „Women of Legal Tech“ am Freitagnachmittag: Die internationale Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells, das Legal Tech-Unternehmen BRYTER und der Legal Tech Blog zeichneten 26 Frauen aus, die mit ihren Beiträgen die junge Branche Legal Tech mitgestaltet haben. „Es ist wichtig, dass sich Frauen auch im Tech-Bereich engagieren, damit nicht nur die Männer unsere Zukunft gestalten“, betonte die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in ihrer Laudatio auf die Preisträgerinnen. Neben den Herausforderungen durch die Digitalisierung beschäftigten die Teilnehmer des Kongresses noch weitere aktuelle Themen, etwa der Umgang mit der Datenschutzgrundverordnung oder mit dem Fachkräftemangel. Anregungen, wie sich Kanzleien und Rechtsabteilungen als Arbeitgeber erfolgreicher im Wettbewerb um die besten Talente behaupten können, gab zum Beispiel Dr. Steffi Burkhart, Beraterin und gefragte Speakerin, mit ihren Ausführungen zu der „Generation Y“.
Zu den verschiedenen Themen des Kongresses fanden in diesem Jahr auch erstmals Workshops statt. In kleinen Gruppen konnten die Teilnehmer zum Beispiel erfahren, welchen praktischen Nutzwert Legal Tech-Lösungen für ihren Kanzleialltag bieten oder wie sie ihre Kanzlei mit gezieltem Marketing besser im Markt positionieren können. „Was die Teilnehmer heute auf dem Kongress lernen, sollen sie morgen schon in ihrer Kanzlei oder Rechtsabteilung umsetzen können“, beschrieben Soldan-Geschäftsführer René Dreske und Ralph Vonderstein, Geschäftsführer Legal Software bei Wolters Kluwer Deutschland, das Ziel ihrer Veranstaltung. Darüber hinaus gab eine Fachausstellung den Besuchern die Gelegenheit, sich über die neuesten Softwarelösungen und andere technische Neuerungen für die Kanzleiorganisation zu informieren.