Kanzleien stehen vor immer größeren Hürden, qualifiziertes Personal zu finden. Alleine durch den demografischen Wandel, gibt es schlichtweg weniger neue Talente auf dem Markt. So ist die Zahl der Nachwuchsjuristen mit zweitem Staatsexamen seit 2002 um 40% gesunken (Haufe, 2020). Oft finden nur wenige Bewerbungen den Weg zur Kanzlei, die bisher klassischen Annoncen in der Zeitung sind längst nicht mehr so effektiv und zeitgemäß. Zudem erreichen diese zu wenige qualifizierte Fachkräfte, auch bei der Kandidatensuche online über Plattformen oder Social Media gelangen Kanzleien schnell an ihre Grenzen.
Kanzleien werden zum anderen zu einem Umdenken getrieben, da die Talente der Gen Y und Gen Z neue Anforderungen an ihre Arbeitgeber stellen. Die Marktsituation ermöglicht der neuen Generation eine gute Verhandlungsposition und künftige Bewerber fordern eine gute Work-Life-Balance, mit moderner Technik zu arbeiten und Möglichkeiten der stetigen Weiterentwicklung (Haufe, 2020). Kandidaten in diesem Bereich haben mittlerweile die freie Auswahl an Arbeitsplätzen in Großkanzleien oder Unternehmen und werden auch als Quereinsteiger in anderen Branchen immer öfter gerne gesehen.
Wie sieht es mit Quereinsteigern in der juristischen Branche als ReFa oder ReNo aus? Wie können vor allem Einzel- und kleine Kanzleien diese Herausforderung lösen und doch noch zu qualifizierten und engagierten Mitarbeiter:innen kommen? Wie können Quereinsteiger erfolgreich in den Kanzleialltag integriert werden und wie groß ist der Einarbeitungsaufwand für diese Kanzleien, lohnt sich letztendlich dieser Aufwand?
Kanzleien im Kampf gegen den Fachkräftemangel
Kanzleien sehen sich seit langem mit einem Mangel an erfahrenen ReFas und ReNos konfrontiert, die wichtige Positionen in der Kanzlei besetzen können.
Besonders seit dem “Big Quit”, der großen Kündigungswelle in den Kanzleien in den letzten Jahren, ist das Einstellen und Halten von qualifiziertem Personal zu einer echten Herausforderung geworden. Eine groß angelegte, internationale Studie von Wolters Kluwer (Wolters Kluwer: Future-Ready Lawyer 2022) zeigt, wie wichtig das Thema für die Kanzleien ist und in Zukunft werden wird:
- 70% aller Kanzleien berichten von starken bzw. mehr oder weniger bedeutenden Auswirkungen des „Big Quit“ – der „großen Kündigungswelle“;
- 58% aller Juristen geben an, sie wollten ihre derzeitige Position im nächsten Jahr mehr oder weniger wahrscheinlich aufgeben.
- Nur 28% halten ihre Kanzlei für sehr gut dazu imstande, juristisches Personal einzustellen/zu halten; und
- Nur 33% halten ihre Kanzlei für sehr gut dazu imstande, technologisches Personal einzustellen/zu halten.