Die klinische Praxis hat sich weiterentwickelt. Mehr denn je ist es die Aufgabe von Mitarbeitenden in Krankenhäusern, die neuesten Erkenntnisse der evidenzbasierten Forschung zu nutzen und zu verstehen, um Entscheidungen mit relevanter Wirkung zu treffen. Klinikleitungen setzen auf Technologien wie die Telemedizin, um den Zugang zu Informationen und Beratung zu verbessern.
Diese Umsetzung wird von vielen Faktoren beeinflusst
- gesetzlichen Bestimmungen und regulatorischen Vorgaben
- die neuen Generationen von Ärzt:innen sind Digital Natives
- Patient:innen verfügen aufgrund von Technologien für Verbraucher über mehr Informationen
- Erwartungen der Patient:innen an die Interaktion mit Behandlern und die Behandlungsumgebung haben sich verändert
- finanzieller
Um dies zu erreichen, führen die Verantwortlichen eine Vielzahl von IT-Lösungen ein, um die Behandlung zu verbessern. Folgende drei Grundprinzipien sind wesentlich
The following three core principles are essential:
- Zugang zu den richtigen Daten und Informationen ermöglichen
- Beste Evidenz nutzen
- Behandlungs- teams unterstützen
1. Umfassender Zugriff auf die richtigen Daten und Informationen
Viele der seit zwei Jahrzehnten laufenden Entwicklungsmaßnahmen im Gesundheitswesen sind auf die Optimierung und Koordinierung von Gesundheitsdaten zurückzuführen. Doch bisher waren so viele wichtige Daten in Silos gehalten; sie lagen unstrukturiert, heterogen bzw. in prorietären Formaten vor.
In den ersten Jahren der Covid-19- Pandemie haben private und öffentliche Akteur:innen gemeinsam daran gearbeitet, die Hürden, die die Zusammenführung von Daten verhinderten, zu beseitigen. Wie Sir John Bell es in einem im November 2021 veröffentlichten Podcast schrieb: „Covid hat die Beziehungen zwischen Regulierungsbehörden und pharmazeutischer Industrie zum Positiven verändert, vor allem durch die Geschwindigkeit, mit der Prozesse plötzlich liefen“.
Gesundheitsdaten funktionieren als Gehirn und ZNS der Entscheidungsfindung. Leider ist der grenzüberschreitende Austausch von Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken auch nach der Pandemie weiterhin sehr schwierig. In einem Bericht der europäischen Wissenschaftsakademien aus dem Jahr 2021 werden die Folgen der stockenden Datenübermittlung für die Patient:innen, denen die Forschung zugutekommen könnte, erläutert und verantwortungsvolle Lösungen gefordert.1
Um die Koordination der Behandlung zu verbessern und einem wirklich patientenzentrierten Modell näher zu kommen, müssen die Hindernisse für präzise und praktisch nutzbare Daten beseitigt werden.
Sobald diese Daten verarbeitet sind, werden sie zu Informationen, die im Klinikalltag verwendet werden können. Oder doch nicht?
Heute sehen sich Ärzt:innen mit einer unglaublichen Menge an Forschungsaktivitäten, neuen Erkenntnissen, Leitlinien von Regierungsbehörden und Gesundheitsorganisationen und ständigem Zeitdruck konfrontiert. Können einzelne Ärzt:innen allein diese Unmenge an neuen Informationen bewältigen? Besonders wichtig ist die Frage, wie sie die richtigen Informationen zur Behandlung ihrer Patient:innen finden und umsetzen können.
Online-Ressourcen wie wissenschaftliche Veröffentlichungen, Datenbanken und graue Literatur (Berichte von Clearingstellen, Konferenzberichte usw.) sind die wichtigsten Referenzen für Krankenhausärzt:innen. Laut der International Association of Scientific, Technical, and Medical Publishers entfielen 2020 89 Prozent des globalen Marktes für wissenschaftliche und technische Veröffentlichungen auf digitale Medien (STM Global Brief 2021)2.
Oft benötigen Kliniker:innen zuverlässige Behandlungsempfehlungen, die jedoch noch nicht existieren oder noch nicht in Peer-Review-geprüfter Literatur ausformuliert sind. Eine systematische Auswertung von 48 Studien über die Erwartungen von Ärzt:innen im Hinblick auf den Nutzen und/oder Schaden von Behandlungen, Untersuchungen oder Screenings ergab, dass in der Mehrzahl der Studien ein Großteil der Ärzt:innen ungenaue Erwartungen hatte.
Darüber hinaus sehen sich Ärzt:innen und Patient:innen gleichermaßen mit einer unübersehbaren Menge an Fehlinformationen konfrontiert, die mittlerweile so allgegenwärtig sind, dass die Weltgesundheitsorganisation für sie den Begriff „Infodemie“ geprägt hat.
Die meisten Leitlinien (auf die sich Ärzt:innen für Behandlungsentscheidungen verlassen) berücksichtigen nicht ausreichend die mindere Qualität der zugrunde liegenden Daten.3
Laut dem Artikel „How to survive the medical misinformation mess“, der 2017 im European Journal of Clinical Investigation4 veröffentlicht wurde, gibt es vier zentrale Probleme
- Ein großer Teil der veröffentlichten medizinischen Forschung ist nicht zuverlässig oder von zweifelhafter Zuverlässigkeit, bietet keinen Nutzen für Patient:innen oder ist für Entscheidungsträger nicht von Belang.
- Viele Behandler sind sich dieses Problems nicht bewusst.
- Doch selbst wenn sie sich darüber im Klaren sind, verfügen die meisten von ihnen nicht über die notwendigen Fähigkeiten, die Zuverlässigkeit und Nützlichkeit medizinischer Evidenz zu beurteilen.
- Wenn es darum geht, medizinische Entscheidungen zu treffen, fehlen Patient:innen und ihren Angehörigen oft relevante und exakte medizinische Erkenntnisse und eine fachkundige Betreuung.
Fehlinformationen im Gesundheitsbereich können auch die Arzt- Patienten-Beziehung beeinträchtigen und sich negativ auf die Behandlungs- ergebnisse auswirken
Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass Fehlinformationen über Medikamente die Therapieadhärenz verringern. Patient:innen sind möglicherweise beunruhigt, weil sie zu viele Medikamente einnehmen, verfügen über falsche Informationen oder es kommt zu Missverständnissen (z. B. meinen sie, „wenn meine Untersuchungsergebnisse unauffällig sind, kann ich die Behandlung beenden“). Persönliche Befürchtungen, „von Medikamenten abhängig“ zu werden, oder Vorlieben im Hinblick auf Änderungen des Lebensstils oder alternative Ansätze in der Gesundheitsversorgung wirken sich ebenfalls auf die Therapietreue aus.
Kliniker:innen, Gesundheitsfachkräfte und Patient:innen müssen wachsam bleiben. Sie sollten auch in die Lage versetzt werden, die Qualität und den Nutzen der ihnen vorliegenden Nachweise und Informationen zu erkennen und zu bewerten, wozu auch die Überprüfung der Quellen gehört.
2. Transparenz und Vertrauen sind nötig, um beste Evidenz zu nutzen
Ein optimaler Ansatz zur Nutzung der besten aktuell verfügbaren Evidenz beurteilt und filtert neue Evidenz. Er sichtet die umfangreiche graue Literatur, um Evidenz schnell nutzbar zu machen, die Versorgung an den bewährten Verfahrensweisen auszurichten und sie sogar als Frühwarnsystem für Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit einzusetzen.
Kliniker:innen treffen tagtäglich Entscheidungen in Bezug auf Versorgung und Management. Deshalb müssen sie zeitnah auf Orientierungshilfen zurückgreifen können, die die beste verfügbare Evidenz zusammenfassen und durch das Wissen klinischer Experten und andere relevante Informationsquellen ergänzt werden, die in die klinische Entscheidungsfindung einfließen sollten.
Ein Ansatz der „derzeit besten verfügbaren Evidenz“ kann zuverlässig die großen Datenmengen destillieren, die neue Forschungsaktivitäten und klinische Erfahrungen in kürzester Zeit hervorbringen, und diese Erkenntnisse in zuverlässige, praxisnahe Behandlungsempfehlungen übersetzen. Wenn medizinisches Fachpersonal in der Vergangenheit nicht auf dem gleichen
Informationsstand war, wurde dies durch das langsamere Tempo des medizinischen Wandels eher verdeckt. Wenn heute jedoch Menschen auf der Grundlage uneinheitlicher Informationen handeln, ist die Versorgung nicht nur ineffizient, sondern kann sogar Schäden verursachen.
Im Gegensatz dazu bietet eine einzige, sicherheitsüberprüfte Wissensquelle eine echte Chance, die Behandlung über verschiedene Einrichtungen hinweg abzustimmen. Sie hat global gesehen erhebliche Auswirkungen auf Sicherheit, Qualität und Behandlungsergebnisse. Das ist besonders wichtig in einer Zeit knapper Ressourcen und des wachsenden Wunsches der Einbeziehung seitens der Patient:innen, in der eine Abstimmung über das gesamte Gesundheitswesen hinweg für eine klinisch wirksame Behandlung entscheidend ist.